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das portraitDie Leidenszeit von Lukas Nmechaist vorbei

Dankt dem lieben Gott, dass er wieder fit ist: Profi-Fußballer Lukas Nmecha vom VfL WolfsburgFoto: Eibner/imago

Sein Glück ist zurück. Damit sind aber nicht Tore, Siege oder sogar Titel gemeint. Lukas Nmecha ist nach Monaten des Pausierens, Leidens und Grübeln wieder fröhlich. „Die Leidenszeit ist vorbei“, sagt der Berufsfußballer. Als Profi des VfL Wolfsburg pendelte er seit zwei Jahren zwischen der Rolle des Hoffnungsträgers, Verletzten sowie Rückkehrers. Beim 5:1-Heimsieg gegen Borussia Mönchengladbach waren ihm als Einwechselspieler zwei Tore gelungen. Bei der knappen 2:3-Niederlage im Stadion des FC Bayern München stand Nmecha jetzt endlich einmal wieder in Startformation der Wolfsburger. Solche Momente erinnern daran, dass dieser Spieler vor drei Jahren noch als einer der großen Hoffnungsträger des deutschen Fußballs galt und sogar in die Nationalmannschaft berufen wurde.

Knöchelverletzung, Kniebeschwerden, Patellasehnenanriss und hartnäckige Oberschenkelprobleme: Die Krankenakte des Lukas Nmecha, der 2021 von Manchester City zum VfL Wolfsburg gewechselt ist, hat ein beachtliches Volumen erreicht. Sie erinnert daran, von wie vielen Zufälligkeiten die Karriere eines Sportlers abhängig ist. Und sie dürfte einer der Gründe dafür sein, warum seine Genesung die Herzen der Fans und der Mitspieler wärmt. Nach seinen beiden Toren gegen Gladbach war es schön anzusehen, wie herzlich ihm das gesamte VfL-Team gratulierte und ihn in den Arm nahm. Der Schiedsrichter hatte in diesem Moment Mühe, die grün-weiße Meute zum Weiterspielen zu bewegen.

Vieles bei Lukas Nmecha ist anders als bei den anderen. „Lukas ist ein sehr sensibler Spieler. Darauf müssen wir Rücksicht nehmen“, sagt Wolfsburgs Cheftrainer Ralph Hasenhüttl. Mit Nmecha beschäftigt der VfL einen Mittelstürmer, der nüchtern betrachtet häufiger fehlt als zur Verfügung steht. In den sozialen Netzwerken tauchen immer wieder Aufforderungen an den Verein auf, sich von einem solch unzuverlässigen Spieler doch zu trennen. Bei dem Spagat zwischen Leistungsdruck im Profisport und Fürsorgepflicht für einen Angestellten gibt der VfL Wolfsburg eine gute Figur ab. Der Verein hält an Nmecha fest. Seine Einsatzzeiten nehmen Rücksicht auf seine langen Fehlzeiten und ermöglichen eine vorsichtige Rückkehr. Die Formkurve von Nmecha steigt.

Bemerkenswert ist, bei wem und in welcher Reihenfolge sich Nmecha regelmäßig dafür bedankt, dass er immer noch Fußballprofi ist und sich mit zwei Toren nach zweijähriger Leidenszeit zurückmelden konnte. „Ich fühle mich gut und bin fit. Ich danke Jesus, der mit sehr viel Stärke in dieser schwierigen Zeit gegeben hat“, erklärt der 26-Jährige. „Der Dank geht an alle, die mir geholfen haben – meine Familie, meine Physiotherapeuten, die Ärzte.“ Der bekennende Christ sagt klar und laut, dass der Glaube an Gott eine tragende Säule in seinem Leben ist. Der Sohn einer Deutschen und eines Nigerianers versichert, streng nach der Bibel zu leben. Großflächige Tätowierungen auf seiner Brust und den Oberarmen dokumentieren diese christliche Überzeugung.

„Ich versuche, ein guter Mensch zu sein“: Sätze wie dieser von Lukas Nmecha sind in der Bundesliga und in der Nationalmannschaft selten bis nie zu hören. Er verhält sich öffentlich aber deutlich defensiver als sein Bruder Felix, der bei Borussia Dortmund unter Vertrag steht und sich Ärger mit Instagram-Beiträgen eingehandelt hat, die von Kritikern als homophob eingestuft wurden. Über den eigenen Glauben mitten in der Branche Profifußball laut zu sprechen, ist eher ungewöhnlich. Für Lukas Nmecha ist es normal, vor jedem Bundesligaspiel zu beten und auf diesem Weg mit Jesus in Verbindung zu bleiben. Christian Otto

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