das portrait: Alexander Kindtritt die Thronfolge bei Hannover 96 an
Beruflich hat Martin Kind seine Nachkommen längst gut versorgt. Sohn Alexander ist seit Jahren Co-Geschäftsführer der Kind GmbH & Co KG – mit weltweit mehr als 3.000 Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz von annähernd 300 Millionen Euro ist das in Großburgwedel ansässige Unternehmen einer der ganz Großen in der Branche. Der zweite Sohn Matthias soll das übrige Vermöge erben.
Alexander Kind (46) studierte in St. Gallen Wirtschaftswissenschaften. Nach seiner Promotion habe es ihm der Vater freigestellt, ob er ins Unternehmen eintreten wolle, erzählte er im vergangenen Jahr der in Hannover erscheinenden Neuen Presse. „Aber mit 29 Jahren habe ich ja gesagt und schätze es sehr, die Unternehmensentwicklung gestalten und vorantreiben zu können.“ Zum Beispiel mit jener markanten Werbekampagne, die mit dem Slogan „Ich hab ein Kind im Ohr“ erst dafür sorgte, dass der Familienbetrieb immer mehr Menschen ein Begriff wurde.
Jetzt hat Vater Martin auch seine Nachfolge bei Hannover 96 familienintern geregelt. Er schlug dem Aufsichtsrat vor, Alexander zunächst zum neuen Geschäftsführer der Hannover 96 Management GmbH zu machen – die Gesellschaft, zu 100 Prozent Tochter des Vereins, steuert über weitere Gesellschaften die Geschicke der ausgelagerten Profiabteilung. Dem Filius soll Raoul Roßmann zur Seite gestellt werden, der Sohn von Mitinvestor und Drogeriekönig Dirk Roßmann.
Während Kritiker im Klub eine Kind-Dynastie heraufziehen sehen und Vetternwirtschaft bemängeln, spricht Papa Martin, seit 1997 nahezu ununterbrochen der starke Mann im Klub, lieber vom „Hannover-Modell“: Alexander und Raoul stünden für Kontinuität, Verein und Stadt sollten froh sein, dass die beiden Verantwortung übernähmen. Wer seinen Vorschlag ablehnen wolle, müsse schon gute Argumente liefern. Er, Martin Kind, habe schließlich immer „vernünftige Personalentscheidungen“ getroffen. Tatsächlich verschliss der Klub unter Kinds Regentschaft zehn sportliche Leiter und 17 Trainer.
Aus Sicht des Fußball-Portals „Sportbuzzer“ hat die Erbfolgeregelung durchaus einige Vorteile. Türschilder und Telefonlisten könnten 1:1 übernommen werden. Und die in ihrer ganz großen Mehrheit Martin Kind nicht wohl gesonnenen 96-Anhänger könnten ihre Transparente, Aufkleber und Schmähgesänge einfach weiter verwenden. Reimar Paul
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