das georgien-wetter: Die grusinische Küche (3)
Der Tamada ist auch heute wieder in seinem Element, übergießt er doch den urigen Pinientisch mit einer Salve kunstvoller Trinksprüche. „Möge der Odem des Knoblauchs mit euch sein, und so weiter und so fort!“ oder: „Vereint im Sauerteig vertilgen wir das Gebäck unserer Mütter und Schwestern selig!“ Das déjeuner à la fourchette, das grusinische Gabelfrühstück, ist dem Tamada das Liebste. Stets gestaltet es sich zwischen elf und eins und immer im Stehen. Auch heute hat ihm wieder seine Frau, die Ilsebel, die Schärpe frisch gestärkt, sodass der Wanst des Tamadas bei Stehtische glänzt bis zu den Notausgängen. Sind die Trinksprüche beim grusinischen Gabelfrühstück einmal ausgeschüttet, heißt es tafeln, tafeln, tafeln. Jeder Grusinier erhält dazu eine wollene Kuchengabel. Und was die grusinische Gabelfrühstücksküche alles bereithält! Um exakt 12.47 Uhr ist der Tamada dann an einer Tschurtschchela erstickt.
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