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das ding, das kommtQuadratisch, klebrig …

Am Anfang stand ein Fehlschlag: Eigentlich sollte im Jahr 1968 ein Mann mit dem ein wenig erfunden wirkenden Namen Spencer Silver einen Klebstoff entwickeln, stärker als alle damals bekannten. Der Chemiker konnte am Ende nur eine nicht sonderlich klebrige Masse vorweisen, die sich aber ablösen und wiederverwenden ließ – wenigstens ein paar Mal. Nochmals in die Irre ging Silvers Arbeitgeberin, die Minnesota Mining and Manufacturing Company (3M), als sie eine Art Pinnwand daraus machte, die ohne lästige Reißzwecken auskommen sollte.

Ein Kollege Silvers, Art Fry, drehte die Sache dann um: Weil sie ihm bei der Kirchenchorprobe immer aus den Notenheften fielen, versah er kleine Notizzettel mit dem Silver’schen Klebstoff: Das „Post-it“ war geboren und eroberte ab 1980 Büros in aller Welt. So weit die offizielle Geschichtsschreibung. (Mit einem anderen die Idee beanspruchenden Mann, Alan Amron, einigte sich 3M mittels Geld.)

Bis heute ist der Konzern Inhaber der Marke „Post-it“. So wenig wie das anfängliche Format von 76 mal 76 Millimeter oder das leuchtende Gelb noch Standards sind, so wenig ist das 3M-Zettelchen das einzige seiner Art, steht aber landläufig deonymisch für alle Varianten; vergleichbar Tesa-Film und Tempo-Taschentuch. So war auch vor etwa zehn Jahren vom „Post-it War“ die Rede. Dieser Krieg, der natürlich keiner war, nahm seinen Ausgang in einem Pariser Büroviertel: Mit­ar­bei­te­r*in­nen des Computerspiele-Herstellers Ubisoft ordneten Post-its am Fenster zu einem ihrer Spielcharaktere an, was die benachbarte Großbank BNP Paribas erwiderte. Die Sache machte Schule, verkam aber auch zum geplanten Design­element von IT-Fachmesseständen.

Auch in der Kunst hinterließ die muntere Zweckentfremdung ihre Spuren, mal als aufgegriffene Technik, mal als Gegenstand. So präsentiert die hannöversche Biennale für Fotografie & Medienkunst „Scope“ jetzt bis zum 19. Mai online Timo Hinze interaktive Videoarbeit „Post It“: teils charmant unvirtuose Klebezettel-Bilder und -Nachrichten, kontrastiert mit der gern strengen Zweckmäßigkeit ihres, nun ja, architektonischen Lebensraums – wer aufpasst, kann sogar den alten taz-Sitz in der Berliner Dutschke-Straße wiedersehen. Alexander Diehl

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