das ding, das kommt: Mit dem Ohr in den Chor
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Das legendäre Acousmonium des französischen Komponisten François Bayle wollten Bremer Freund:innen Neuer Musik 2013 nachbauen. Bayle entwarf sein Lautsprecherorchester 1974, indem er klanglich und optisch ganz unterschiedliche Typen von Lautsprechern im Raum verteilte. Das Acousmonium, so Bayle, sei eine Utopie des reinen Hörens, weil die Quelle der Erzeugung eines Klangs nicht identifizierbar ist – und die Aufmerksamkeit auf das Hören durch nichts Sichtbares beeinflusst wird.
Dabei ist natürlich schon ein Hingucker, was die Bremer:innen für ihr eigenes Lautsprecherorchester seitdem zusammengetragen haben, unter anderem mithilfe der dortigen Stadtreinigung nämlich: Bis zu 200 Lautsprecher aus fünf Jahrzehnten versammelt es – und die sehen nicht nur viel uneinheitlicher aus als heutige Konkurrenten, sie klingen auch alle anders, haben einen individuellen Charakter, wie menschliche Stimmen.
Genau solche in Chorwerken erklingen neben Orchester- oder elektronischen Stücken vom heutigen Samstag an in der Bremer Kulturkirche St. Stephani.
Dort ermöglichen 32 Lautsprecher angesichts des Mangels an Körperkontakt zumindest einen „Hörkontakt“, indem sie einen „Klangraum in Zeiten von Corona“ eröffnen, auf dass sich die Zuhörer – so niedlich formulieren es die Veranstalter – „sogar innerhalb des Klanges, innerhalb des Orchesters oder Chores bewegen, also dort ‚hineingehen‘ können“.
Mehrmals täglich sind für 40 Minuten Stücke zu hören. Mehr als 15 Zuhörer:innen sind nicht zugelassen. Wer mithören möchte, muss sich anmelden. Robert Matthies
„Hörkontakt“: bis 18. 7., Bremen, Kulturkirche, Anmeldung: www.kulturkirche-bremen.de
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