das ding, das kommt: Im Sommer blüht die Orgel
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Logisch: Die Orgel ist ein totales Sommerinstrument. Nämlich: Sie hängt meist in gut gekühlten, abgedunkelten, Räumlichkeiten, die Zuflucht vor Gewittern bieten: An glutheißen Juniwochenenden ist in der Kirche sitzen und Musik hören eine segensreiche Tätigkeit. Also werden Arp-Schnitger-Festivals veranstaltet, wie rund um Bremen im August, und von Hannoversch-Münden bis Flensburg finden Orgelsommer statt.
Zu den unwahrscheinlichsten Spielorten gehört dabei Ahrensbök in Ostholstein. Es war seinerzeit so abgeschieden, dass radikaleremitische Karthäuser sich dort verschanzten, in einem Kloster, das in der Reformation abgebrochen wurde, und in der wehrhaften backsteingotischen Marienkirche, die noch steht. Warum dieses Kuhkaff kurz nach dem deutsch-dänischen Krieg industrialisiert und bahnangeschlossen wird und richtig Karriere macht? No idea.
In dieser kurzen Phase aber haben sich die Ahrensböker eine bombastische romantische Orgel bauen lassen vom dänischen Hoforgelbaumeister Marcussen & Søn aus Aabenraa, der auch das Instrument im Hamburger Michel gedengelt hat.
Und an dieser Orgel tritt nun auf – tatatata! – Carson Cooman, laut SWR „einer der spannendsten und vielseitigsten Komponisten der USA“, seit 2006 „Composer in residence“ der Havard-Uni-Kirche. Er ist aber zugleich auch einer der führenden Interpreten und Botschafter neuer Orgelmusik: Fast etwas schade trotzdem, dass er in Ahrensbök, selbstlos, keins seiner 1.200 eigenen Werke spielt, sondern Stücke von ZeitgenossInnen wie Thomas Åberg (Stockholm) oder Natalia Jespersen (Kopenhagen).
Aus deren Œuvre hat er sich ein besonders passendes Stück ausgesucht: Es klingt schwer nach Weihnachten und heißt: December. Benno Schirrmeister
Fr, 28. 6., 19 Uhr, Marienkirche Ahrensbök
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