das ding, das kommt: Mittelalter-Must-Have
Das Must-have-Accessoire waren sie im 16. Jahrhundert für jede*n Pilger*in. 130.000 Pilgerzeichen – diese Vorläufer des Buttons, die man an den Hut oder die Kleidung heftete – sind 1466, in nur zwei Wochen, im Kloster Einsiedeln verkauft worden. Dass Wallfahrtsorte im Mittelalter beträchtlichen Reichtum anhäufen konnten, hatte nicht unwesentlich mit dem einträglichen Geschäft mit solchen Merchandising-Artikeln zu tun. Mitte des 16. Jahrhunderts sind sie dann längst wieder aus der Mode.
Vor allem weiter südlich findet man heute immer wieder einige dieser kleinen Plaketten oder Blei-Zinn-Flachgüsse. Für Forscher*innen sind sie äußerst aufschlussreich, weil sie an ihnen Pilgerzüge und andere Reisewege nachvollziehen können. Aber auch im Norden werden Pilgerzeichen gefunden. Eine der größten Sammlungen hat das Bremer Focke-Museum. Und auch im Stader Hansehafen wurden 2012/13 etliche von ihnen gefunden.
Angeregt durch die Funde erforscht nun ein gemeinsames Projekt der Museen Stade und Lüneburg die norddeutsche Wallfahrtsgeografie. Von Mittwoch bis Freitag trifft sich erstmals eine größere Gruppe internationaler Wissenschaftler*innen zu der Tagung „Pilgerfahrten und Wallfahrtskirchen zwischen Weser und Elbe“.
2020 dann sollen die Ergebnisse in einer Verbundausstellung vorgestellt werden. Und auch eine Rückkehr in die glorreichen Zeiten der Pilgerzeichen ist angedacht: Geplant ist eine „langfristige touristische Inwertsetzung ehemaliger Wallfahrtsorte der Metropolregion Hamburg“. (matt)
Infos: www.pilgerspuren.de
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen