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das ding, das kommtVerstrahlte Zukunft

LSD, hier ein ganzer Bogen damit voll gesogenes Löschpapier, war lange out. Jetzt kommt die potente Säure wieder in Mode, nicht nur bei verstrahlten Acid-Freaks Foto: SimmeD/ Wikimedia Commons

Es ist eine der berühmtesten Fahrradfahrten der Geschichte. In jedem Fall hat diese Fahrt diesen Mann und seine Entdeckung weltberühmt gemacht. Am 19. April 1943, nachdem er sich die kleinste wirksame Menge Lysergsäurediethylamid eingeschmissen hatte (250 mg), setzte sich Dr. Albert Hofmann, Chemiker beim Schweizer Konzern Sandoz, auf sein Velo, um mit seiner Laborantin Susi Ramstein, die später die erste Frau auf LSD-Trip sein sollte, nach Hause zu radeln.

Ein Horrortrip wie im LSD-Bilderbuch (von dem damals natürlich noch niemand wusste, was da überhaupt drinstehen würde): Los ging’s mit „Schwindel, Angstgefühl, Sehstörungen, Lähmungen“, aber immerhin auch: „Lachreiz“. Aber dann, knapp zwei Stunden lang: „schwerste Krise, siehe Spezialbericht“. Alles in seinem Gesichtsfeld habe geschwankt und sei verzerrt gewesen wie in einem gekrümmten Spiegel, schreibt Hofmann in „LSD – Mein Sorgenkind“. Zu Hause dann wieder „Schwindel und Ohnmachtsgefühl“, alles Vertraute habe groteske, bedrohliche Formen angenommen: „Die Nachbarsfrau […] war nicht mehr Frau R., sondern eine bösartige, heimtückische Hexe mit einer farbigen Fratze. etc. etc.“ Hofmann ist sich sicher, sterben zu müssen.

Dann aber gewöhnte er sich an das „unerhörte Farben- und Formenspiel“ und schließlich: „Ein unbeschreibliches Glücksgefühl der Zugehörigkeit und seligen Geborgenheit“. Aber der Weg dorthin birgt eben auch die Gefahr, irgendwo „hängenzubleiben“. Deshalb zürnte Hofmann, als der US-Psychologe Timothy Leary und seine Jünger sich in den 1960ern für einen Massen-LSD-Konsum einsetzten – wobei die Massen so zahlreich auch wieder nicht waren: Leary traute eine angemessene Verdauung des Zeugs selbst ja auch nur den „Gesunden, Glücklichen, Schönen, Hoffnungsvollen, Humorvollen und Agilen“ zu.

Zwar waren „Trips“ bei Sinn-Suchenden in den 70ern durchaus in Mode. Zum Hippie-Massen-LSD-Konsum à la „Drop Acid, Not Bombs!“ ist es aber doch nicht gekommen, da waren die Schönen und Hoffnungsvollen dann doch eine zu kleine Minderheit. Jedenfalls war kaum ein Zeug in den Koks-verschneiten und Heroin-gebräunten 80ern so abgesagt wie die kleinen Acid-Löschpapierbogenquadrate. Aber nun sind sie wieder da! Im Silicon Valley trendet Acid in Mini-Dosen (ein Zehntel der wirksamen Menge), weil sich die neuen kalifornischen Ideolog*innen davon noch kreativere Ideen versprechen, mit denen sie anderen eine verstrahlte Zukunft versprechen können.

Überzeugte Acidheads gibt’s natürlich auch in der Kunst. Das Hamburger Trash-Goa-Kollektiv HGich.T widmet Mann und Stoff jede seiner Platten. Und bewahrt das Erbe auch ästhetisch äußerst treu, natürlich durch den inneren Spiegel (und womöglich noch anderes „Zeug“) grotesk verzerrt: Sehen Sie sich nur den ikonischen HGich.T-Clip „Goa Goa MPU“ auf Youtube an: Da fährt dieser Mann sieben Minuten lang auf dem Mofa, aber es sieht so aus, als bliebe er doch auf der Stelle! Wer hat haargenau Dasselbe erlebt? Dr. Hofmann auf seinem Acid-Fahrrad. Robert Matthies

HGich.T + Acid-Aftershow: Fr, 28. 12., 21.30 Uhr, Hamburg, Uebel & Gefährlich

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