das detail: Scheißhäusl, das
In Stadien ist das Örtchen niemals still. Manchmal wird sogar randaliert im Abort, so geschehen beim vorletzten Besuch der Hansa-Fans am Millerntor. Die Rostocker tobten sich im Sanitärbereich von Pauli aus, aber anstatt bestimmte Dinge abzuschlagen oder, nun ja, abzuseilen, zerlegten sie das Porzellan und zerstörten blindwütig. Jetzt, da die Kurz-und-klein-Schläger wieder an die Elbe gereist waren, blieben die Klos im Gästebereich geschlossen, und der Gastgeber ließ von einer Firma mobile Scheißhäusl aufstellen. Hansa-Fans mussten nun in einen Plastikverschlag gehen, wenn sie ein Bedürfnis plagte.
Die Scheißhäusl-Firma hatte arge Bedenken, ob ihre Kobel auch zum Gegenstand von Hass und Hetze, äh, von Zorn und Vandalismus werden, und so stellte die Firma Otto Dörner der Aggression sublime Dichtkunst entgegen, wohl auf einen Prozess der Zivilisierung hoffend. Die Dörner-Dichter gaben alles. Nicht nur, dass sie 100 Euro pro nicht zerstörter Kabine an die Rostocker Fußballjugend überweisen wollen „für eine Zukunft voller Möglichkeiten“, nein, sie appellierten fein: „Unsere Botschaft ist einfach, aber kraftvoll: Jede nach dem heutigen Spiel intakte Toilette ist ein Akt der Verbundenheit, ein Beweis dafür, dass wir gemeinsam Großes erreichen können, wenn wir füreinander einstehen. Denn in einer Welt, die oft auch von Negativität und Zerstörung geprägt ist, sind es die kleinen Gesten der Freundlichkeit, die den Unterschied machen.“
Vor Jahren gab es einmal die gescheiterte Initiative „Fucking for Forest“, nun sollte man sich am „Shitting for Common Good“ versuchen. (mv)
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