das wird: „Traumhaft, im legendären Jazz-Studio aufzunehmen“
Die Band Hamburg Spinners um Carsten „Erobique“ Meyer widmet ihre neue Platte einem Tonstudio im Schwarzwald
Interview Imke Staats
taz: Dennis Rux, die erste Platte der Hamburg Spinners ging noch um St. Pauli. Warum sind Sie denn für die dritte in den Schwarzwald gefahren?
Dennis Rux: Carsten Meyer und ich haben uns Carstens neue Platten vom Flohmarkt angehört, darunter einige „Jazzschätze“, die in den MPS Studios im Schwarzwald aufgenommen wurden. In den 60er-Jahren hatte der Besitzer der Musikelektronik-Firma Saba, Hans-Georg Brunner-Schwer, in Villingen-Schwenningen ein Studio gebaut, um internationale Jazzgrößen zu produzieren, weil er ein Riesen-Jazz-Fan war. Carsten meinte, es wäre traumhaft, einmal in diesem legendären Studio aufzunehmen. Da kam mir die Idee: Die Manu aus dem Komet kennt doch die Betreiber des Studios, das in den letzten Jahren hauptsächlich als Museum genutzt wurde. Einen Anruf später hatten wir einen Termin. Bus gepackt und ab in den Schwarzwald!
taz: Die Stücke auf der Platte tragen merkwürdige Titel. Was bedeutet „Huschdegudsi“ oder „Kunstköpfe“?
Dennis Ruxist Musikproduzent und Betreiber der YeahYeahYeah-Studios. Bei den Hamburg Spinners spielt er Gitarre.
Rux: Wenn wir eine Platte aufnehmen – vor allem eine Instrumentalplatte – dann machen wir uns vorher Gedanken, wovon sie handeln soll. Die erste ging um St. Pauli in den 60er-Jahren, die zweite erzählt ein kleines Märchen und die aktuelle befasst sich mit dem Schwarzwald und den MPS Studios. „Freudenstadt 15M“ zum Beispiel ist eins der legendären Röhrenradios von Saba. „Kunstköpfe“ bezieht sich auf die orangefarbenen Schaumstoffköpfe, die in den MPS Studios an der Wand hängen und früher mit den Kopfhörern von Saba ausgeliefert wurden. „Huschdegudsl“ hingegen ist der Schwarzwälder Ausdruck für ein Hustenbonbon.
taz: Und welcher Gedanke steckt hinter der Band?
Rux:Ich habe mit Carsten in meinem Studio die „Yvon im Kreis der Liebe“-Platte aufgenommen, als er bei einer Session reinkam, da stand die Hammond-Orgel meiner Studioband noch im Aufnahmeraum. „Wir müssen unbedingt mal ’ne Mod-Jazz-Pladde aufnehmen!“, sagte er. Ein paar Monate später – inzwischen hatte die Pandemie alles lahmgelegt und alle hatten Zeit – machten wir machten uns dran, diese „Mod-Jazz-Pladde“ aufzunehmen. Wir trafen uns für ein Wochenende im Studio, um ein paar Songs zu erarbeiten und ich ließ die Bandmaschine mitlaufen. Nach dem Wochenende war klar: Pladde is feddich! Die Hamburg Spinners sind geboren.
taz: Was unterscheidet die Spinners denn von den anderen Bands um Carsten Meyer?
Rux: Ich bin mir nicht sicher, ob ich alle Projekte von Carsten kenne, aber mit großer Wahrscheinlichkeit sind die Hamburg Spinners das demokratischste Quartett, wo er mitspielt. Wir vier sind alle freshe Typen: vier Anzüge, vier Bärte und immer ’ne Handbreit Wasser unterm Kiel.
Konzert Hamburg Spinners: Mi, 20. 11, 20.30 Uhr, Bremen, Lagerhaus; Do, 21. 11.,20 Uhr, Kiel, Hansa48; So, 24. 11., 20 Uhr, Hamburg, Uebel & Gefährlich; Mi, 27. 11., 20 Uhr, Göttingen, Musa
taz: Im Schwarzwald spielen die Spinners die Platte gar nicht, nur im Norden und Osten. Oder gibt es Pläne?
Rux: Wir schauen alle schon fleißig in unsere Kalender und versuchen für nächstes Jahr einen zweiten Teil der Tour zu organisieren, wo wir auch im Süden und Westen des Landes spielen.
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