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Archiv-Artikel

daily dope (204)

Es wird derzeit viel getestet in Osaka. Die Dopingkontrolleure schauen bei der Urinabgabe ganz genau hin, und sie legen sogar Wert darauf, dass Schwerathletinnen bei der Abwasserspende die Schenkel nicht straff zusammenkneifen, damit man sehen kann, ob getrickst wird mit Kathetern und Urinbeutelchen, die sich möglicherweise in der Scheide befinden. Das ist bisweilen entwürdigend, aber es muss sein. Über 500-mal wurde der Urin bislang untersucht. Alle Proben waren negativ. Es soll noch einmal so viele Tests bis zum Ende der Leichtathletik-Weltmeisterschaft geben. Der Weltverband IAAF hat eingeräumt, dass negative Dopingproben nicht bedeuten würden, dass alle Sportler sauber seien. „Wir sind nicht naiv. Wenn es keine positiven Tests gibt, heißt das nicht, dass keine Doper unterwegs sind“, sagte IAAF-Antidopingdirektor Gabriel Dolle. Der Meinung sind auch viele Athleten, die offen ihr Misstrauen äußern. So hat die Dritte im Siebenkampf, die Britin Kelly Sotherton, die ukrainische Vizeweltmeisterin Ludmilla Blonska wegen ihrer Dopingvergangenheit angegriffen. Keiner habe gegen die Hallen-Weltmeisterin antreten wollen, sagte die Olympia-Dritte: „Wir unterstützen keinen Betrüger. Sie hat einmal betrogen, wer sagt, dass sie es nicht wieder tut?“ Blonska war von 2003 bis 2005 nach einem Positiv-Test auf anabole Steroide gesperrt. In Osaka fiel sie durch eine extrem raue Stimme auf. Sie steigerte ihre Bestleistung auf 6.832 Zähler, inklusive persönlicher Bestmarken im Hochsprung, Weitsprung, Speerwurf und 800-Meter-Lauf. Auch der schnelle Sprint des Griechen Anastásios Goúsis nährt Verdachtsmomente. Im Vorlauf über 200 Meter lief er sensationell flink für einen Europäer: 20,11 Sekunden. Bei der EM 2006 in Göteborg hielt die Uhr noch nach 20,94 Sekunden an. Egal, griechische Sprinter sind weltbekannt für verblüffende Leistungsexplosionen. Konstantinos Kenteris, auch er ein 200-Meter-Sprinter, wollte bei den Spielen von Athen Gold gewinnen, doch frappierend schnell war dann nur seine Flucht vor den Dopingfahndern. TAZ