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Archiv-Artikel

contra: Frey bringt weder Namen noch Themen Substanzlose Stichwortsammlung

Senator Kastendiek lobt seinen „Blick für Management und Sponsoring“, die Staatsrätin die feinen Manieren. Auf der künstlerischen Seite läuft es noch nicht so rund: Er habe sich bei der Suche nach einer Schauspieldirektorin nur „Körbe geholt“, gesteht Hans-Joachim Frey freimütig. Fürs Tanztheater sucht er was „in der Mitte“ zwischen Choreografischem Theater und „Nussknacker“. Seit einem Jahr als Pierwoß-Nachfolger im Gespräch, hat Frey sich bis heute nicht mit beeindruckenden Namen oder Themen verbinden können. Agiert so ein PR-Profi?

Jetzt hat er ein „neues Theatermodell“ entwickelt. Doch schon einmal sollte das Theater per Star-gestütztem Semi-Stagione-Koproduktions-Betrieb saniert werden: Hansgünther Heyme startete vor 15 Jahren als Bremer Intendant mit Gudrun Landgrebe als „Tochter der Lüfte“, halbierte ratzfatz die Auslastung und wurde als „Herr der Windmaschinen“ verspottet und dozierte, „das Teure am Theater ist das Spielen“. Nach zwei Jahren war das Geschichte.

Im März vor Spielzeitbeginn den Spielplan zu veröffentlichen – das ist Usus aller Theater seit anno dunnemals. Frey will damit zur Internationalen Tourismus-Börse, doch die Bus- und Reiseunternehmer interessieren sich nur für die übernächste Spielzeit. Ein „Education-Schwerpunkt“ klingt super für eine Stadt, in der Schüler, Lehrer und Politiker nicht einmal „Bildung“ richtig schreiben oder gar mit Kultur verbinden können.

„Die Selbstverständlichkeit, mit der bis vor einigen Jahren Kultur und Theater rezipiert worden sind, nimmt ab“, behauptet Frey. Volkswirtschaftler und Arbeitsmarktexperten sind sich einig, dass es genau anders herum ist; die Bundesregierung spricht vom „Kulturbetrieb als Wachstumsbranche“.

Frey will es – abgekoppelt von Finanzdebatten, Inhalten, Personalien – jedem Recht machen. So sampelt er „das Beste der 80er und 90er“ aus simplen Kulturmanagement-Workshops. Mit einer so substanzlosen Stichwortsammlung wäre beim Bremer Kultursenator nicht mal eine Projektförderung zu erhaschen. Im Suhrkamp-Verlag ist zu diesem Phänomen gerade ein lesenswertes Büchlein des Philosophen Harry G. Frankfurt erschienen: Es hat 72 kleine Seiten, kostet 8 Euro und heißt „Bullshit“.

Carsten Werner (freier Produzent, Kulturmanager und Regisseur)