chronikder revolution:
1918
30. Oktober
Die deutsche Marine gibt den Befehl zum Auslaufen der Hochseeflotte gegen die US Navy. Zahlreiche Matrosen weigern sich, 200 von ihnen werden verhaftet. Die Hochseeflotte wird daraufhin nach Kiel beordert.
4. November
Nachdem am Vortag Matrosen die Freilassung der Verhafteten und „Frieden und Brot“ forderten, eskaliert die Lage. Es kommt zu Schüssen und 7 Toten. Daraufhin versammeln sich 40.000 Matrosen und Arbeiter. Kiel ist in der Hand der Aufständischen.
9. November
Matrosen, die aus Kiel ins Deutsche Reich ausgeströmt waren, erreichen Berlin. Die Truppen weigern sich, auf die Aufständischen zu schießen. Reichskanzler Max von Baden erklärt den Rücktritt von Kaiser Wilhelm II., der anschließend ins Exil nach Holland geht. Am Nachmittag rufen der SPD-Politiker Philipp Scheidemann die Republik und der Sozialist Karl Liebknecht die freie sozialistische Republik aus. Das deutsche Kaiserreich ist Geschichte. Die Macht übernimmt der Rat der Volksbeauftragten mit drei SPD- und drei USPD-Vertretern. Ihm gehört auch der SPD-Politiker Friedrich Ebert an, der zuvor von Max von Baden zum Reichskanzler ernannt worden war.
11. November
In einem Eisenbahnwaggon im französischen Compiègne unterzeichnet Deutschland den Waffenstillstand.
12. November
Der Rat der Volksbeauftragten erlässt ein Dekret zur Einführung des Frauenwahlrechts sowie der Presse- und Versammlungsfreiheit.
6. Dezember
Bei einer Demonstration in der Chausseestraße werden sechs Menschen erschossen. Die USPD und die revolutionären Matrosen machen den SPD-Stadtkommandanten Otto Wels verantwortlich.
23. Dezember
Angehörige der Volksmarinedivision ziehen vom Marstall zur Stadtkommandantur von Wels und fordern die Zahlung ausstehender Löhne. Als dieser sich weigert, wird er von ihnen festgenommen und in den Marstall gebracht. Friedrich Ebert sichert sich den Beistand der Obersten Heeresleitung OHL und fordert regierungstreue Soldaten an. Am nächsten Morgen sollen die Matrosen aus Schloss und Marstall vertrieben werden. Doch sie leisten erbitterten Widerstand. 67 Menschen sterben bei den Gefechten.
26. Dezember
Der polnische Freiheitskämpfer und Pianist Ignacy Jan Paderewski trifft in Posen ein. Beginn des polnischen Aufstandes, in dessen Folge Posen polnisch wird.
29. Dezember
Die USPD verlässt wegen der „Blutweihnacht“ den Rat der Volksbeauftragten.
30. Dezember
Gründung der KPD.
1919
4. Januar
Der Rat der Volksbeauftragten unter Friedrich Ebert lässt den der USPD angehörenden Berliner Polizeipräsidenten Emil Eichhorn absetzen. Grund ist dessen Eintreten aufseiten der Volksmarinedivision bei den Weihnachtskämpfen an Schloss und Marstall.
5. Januar
Bei einer von der USPD und den Revolutionären Obleuten in den Betrieben organisierten Demonstration besetzen bewaffnete Aufständische im Berliner Zeitungsviertel mehrere Redaktionen, darunter die sozialdemokratische Tageszeitung Vorwärts. Ihr Ziel ist eine zweite deutsche Revolution.
6. Januar
In Posen besetzen polnische Aufständische den Flughafen. Kurz darauf ist die gesamte ehemalige preußische Provinz in polnischer Hand.
7. Januar
Ein Revolutionsausschuss hatte zu einem Generalstreik aufgerufen. Im Berliner Zentrum versammeln sich 500.000 Menschen. Der Einfluss der KPD ist gering. Die Volksmarinedivision hatte ein Angebot Karl Liebknechts abgelehnt, am Aufstand teilzunehmen. Historiker sprechen deshalb heute eher vom Januaraufstand als von einem Spartakusaufstand. Am selben Tag scheitern die Verhandlungen zwischen der Führung der USPD und Ebert. Ebert überträgt Gustav Noske die Waffengewalt.
8. Januar
Der Rat der Volksbeauftragten fordert die Bevölkerung zum Widerstand gegen die Aufständischen auf und verbreitet ein Flugblatt mit der Überschrift „Die Abrechnung naht“.
10. bis 12. Januar
Bewaffnete Kämpfe, bei denen unter anderem das besetzte Gebäude des Vorwärts gestürmt wird. Obwohl sich die meisten Aufständischen ergeben, werden etwa 100 von ihnen hingerichtet. Insgesamt gibt es 156 Todesopfer, davon 13 Militärs.
15. Januar
Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Daraufhin brechen im ganzen Reich Unruhen aus. Noske setzt Freikorps gegen die Aufständischen ein, unter anderem auch gegen die Münchner Räterepublik.
19. Januar
Wahlen zur verfassungsgebenden Nationalversammlung. Die SPD wird mit 37,9 Prozent mit Abstand stärkste Partei. Die USPD bekommt lediglich 7,6 Prozent. Die KPD nimmt nicht an den Wahlen teil.
12. Februar
Leo Jogiches, Weggefährte von Rosa Luxemburg, gibt die Namen einiger mutmaßlicher Beteiligter an den Morden vom 15. Januar bekannt. Später wird auch er ermordet.
3. März
In Berlin findet ein Generalstreik statt. Rund um den Alexanderplatz kommt es zu Plünderungen und Kämpfen. Aufseiten des Militärs wird die Garde-Kavallerie-Schützen-Division eingesetzt, deren Offizier Waldemar Pabst auch an den Morden am 15. Januar beteiligt war. Einen Tag später wird Berlin von Militärs besetzt. In den Kämpfen der folgenden Tage werden vor allem in den östlichen Stadtteilen Berlins 1.200 Menschen erschossen.
Zusammengestellt von Uwe Rada
Empfohlener externer Inhalt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen