chistopher street day : Ein CSD zum Abgewöhnen
Das soll der Christopher Street Day gewesen sein: eine voyeuristische Menschenmenge, die Tieflader an sich vorbeiziehen lässt, von denen so viel Inspiration ausgeht, wie von Burger King, West, Coca-Cola oder Red Bull eben zu erwarten ist? Auf den Decks tanzen Jungs und Mädels, die das Homosexuelle mit heraushängenden Zungen und kreisenden Hüften verwechseln. Erwähnt werden soll auch die ach so erfrischende Sprinkleranlage, die der Fa-Frischewagen zu bieten hatte.
Kommentarvon WALTRAUD SCHWAB
Ein Trauerspiel war das, was sich am Samstag abspielte. Der Aufzug, der weder Demonstration noch Parade, noch Prozession war, legt die ganze Misere des Berliner CSD offen: Die Verantwortlichen lassen sich ihre Selbstdarstellung von Sponsoren diktieren. Konzerne, die auf homosexuelle Kundschaft setzen, leisten sich riesige Trucks, bestückt mit Lautsprechern, die alle räsonierenden Ideen übertönen, die von kleinen Vereinen noch zugetragen werden.
So bleibt vom CSD nur purer Kommerz. Geboten wäre daher: 1. Keine Tieflader auf der Demo! Das würde die kleinen Vereine wieder gleichwertiger machen. 2. Keine Werbung von Sponsoren auf der Demo. Sie können anderweitig mitteilen, dass sie den CSD unterstützen. 3. Sponsoren müssen nachweisen, dass sie es nicht nur auf die Kaufkraft der Homosexuellen abgesehen haben, sondern dass sie in ihren Betrieben auf Antidiskriminierung setzen. Dann müsste die Frau im Rollstuhl nicht mehr alleine zwischen den Tiefladern einer Zigarettenfirma und eines Partyveranstalters ihr bescheidenes Schild in die Höhe halten: „Lebenspartnerschafts-Ergänzungsgesetz jetzt!“