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Archiv-Artikel

bühnenwoche

Von PS

Michel aus Lönneberga. Ein Handpuppenstück: Astrid Lindgren hatte mit ihm eine Figur aus der Welt ihre Jugend porträtiert, und dass es ein so idyllisches Ambiente nur noch sehr vereinzelt gibt, spielt für das Publikum kaum eine Rolle: Als Handpuppenstück kommt der „Michel aus Lönneberga“ daher, jener einfallsreiche Fünfjährige, sich ständig gegen harmlose und mittelschwere Unbill wehren muss, die er meist aber selbst erschafft. Es spielt das Krefelder Theater Blaues Haus.

7. + 8. 6., 16 Uhr, Fundus Theater, Hasselbrookstraße 25

Schwester, Schwester – ick hör dir trapsen. Ein Tanztheaterprojekt 50+: Es klingt lapidar, ist es aber keineswegs. Denn so ungetrübt, wie Eltern und wohlmeinende Außenstehende es wünschen, ist das Verhältnis zwischen Geschwistern – zwischen Schwestern zumal – keineswegs. Denn genetische Gemeinsamkeiten sind nicht zwangsläufig Basis für Sympathie. Frauen ab 50 haben deshalb unter professioneller Leitung ein Stück erarbeitet, das eigene Erfahrungen mit literarischen Vorlagen mischt und zu großer Intensität findet.

8. 6., 20.15 Uhr, Lichthof Theater, Mendelssohnstr. 15

Gott der Herr hat 7 Zähne. Kabarett-Solo von Lisa Politt. Von der Überlegenheit der westlichen Zivilisation und ihrer Werte handelt das Solo, in dessen Zentrum eine Alt-Achtundsechzigerin steht, die sich scheinbar komplett gewandelt hat, Vergangenes als Irrweg deutend und einbürgerungswilligen Ausländern die Essenz der deutschen Gesellschaft vermittelnd. Dass auch die Protagonistin frustriert ist, weil ihr die Universitätskarriere versagt blieb und Familie trotz allem nicht Hort der Seligkeit ist, spielt dabei eine kaum zu unterschätzende Rolle. Und was unter dem Einfluss mittlerer Mengen Rakis zutage tritt, den ein Kursteilnehmer anlässlich seines Geburtstag kredenzt, lässt erst recht erschaudern.

11.–13. 6., 20 Uhr, Polittbüro, Steindamm 45

Zwischenräume. Eine Tanztheatertrilogie: Mit dem Zerreißen des Individuums, mit der Schwierigkeit, die eigene Vita schlüssig zu konstruieren und mit dem unendlichen Schmerz des Nicht- Beachtetwerdens in der Öffentlichkeit befassen sich Estefanía Miranda Rojas und Dagmar Bock in drei extrem intensiven, getanzten Monologen: „Séparée“, „Durchgangszimmer“ und „Boudoir“ haben sie die drei Sequenzen genannt. Zwei von ihnen werden live, eine – während der Umbaupause – auf Video präsentiert. Die beiden Künstlerinnen blicken dabei unter anderem der traurigen Tatsache ins Auge, dass jeder Mensch Täter und Opfer zugleich ist und dass es gelegentlich Momente gibt, in denen man auch geliebte Menschen gern loswäre, damit einem ihr kritischer Blick und entsprechende Bemerkungen erspart blieben.

Premiere: Do, 12. 6., 20 Uhr, Sprechwerk, Klaus-Groth-Str. 23 PS