brief des tages:
Katastrophe? Für wen?
„Klimakatastrophe? Egal“, taz vom 2. 6. 25
Der Autor sieht den Bergsturz im Schweizer Lötschental zu Recht im Kontext von Erderhitzung, Schwund des Permafrosts und Gletscherschmelze. Er verwendet, wie so oft in den Medien, die Termini Klima-, Umwelt- oder Naturkatastrophe. Dieser Wortwahl möchte ich als Geografin deutlich widersprechen. Aus unserer Perspektive übersetzen wir sofort: Unheil, Verhängnis, Zusammenbruch und beziehen es natürlich auf uns Menschen. Der Begriff Naturkatastrophe, der nun für den gigantischen Felssturz im Lötschental auch hier verwendet wird, ist schlicht falsch. Es ist eine Katastrophe für die dort lebenden Menschen. Eine Sozialkatastrophe also! Oder um mit Max Frisch zu sprechen: „Katastrophen kennt allein der Mensch, sofern er sie überlebt; die Natur kennt keine Katastrophen“ („Der Mensch erscheint im Holozän“, 1979). Schon im Klappentext stand: „Das Tal ist durch Unwetter von der Umwelt abgeschnitten. Gefasst darauf, dass eines Tages der ganze Berg ins Rutschen kommt und das Dorf verschüttet für alle Zeit, liest Herr Geiser im Lexikon, in der Bibel, in Geschichtsbüchern und schreibt ab, was nicht vergessen werden soll.“
Helmi Elisabeth Karst, Mühlheim am Main
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