brief des tages:
Bedingungsloses Grundeinkommen
„Geld bedeutet Selbstbestimmung“, taz vom 11. 05. 24
Da wollten der Verein Mein Grundeinkommen und das DIW herausfinden, wie sich die Mittelschicht verhält, wenn sie „einfach so“ mehr Geld zur Verfügung hat. Und so gaben sie drei Jahre lang 120 Personen 1.200 Euro monatlich. Was nun zwei dieser Personen erzählen, überzeugt mich nicht, dass es dieses Grundeinkommen geben sollte.
Ich sehe die Rolle des Staats anders. Für eine menschenwürdige Existenzsicherung ist er zu allererst zuständig. Wenn dann noch Geld übrig ist und/oder wenn er bereit ist, mit der Erhebung von Reichen-, Vermögens- und Kapitalsteuern mehr Geld zu generieren, dann kann er helfen, dass Bürger*innen weitere wichtige Bedürfnisse wie Selbstbestimmung befriedigen zu können. Die menschenwürdige Existenzsicherung fängt bei einem gerechten Bildungssystem, bei bezahlbarem, kindgerechtem Wohnraum und beim dringenden Schutz von Kindern an! Das muss erst gewährleistet sein, bevor ich überlege, woher ich 1 Billion Euro nehme, um jedem 1.200 Euro im Monat zu überweisen.
Roswitha Halverscheid,
Léger sur Vouzance, Frankreich
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