brief des tages:
Freund-Feind-Denken
„Welche Linke?“, taz vom 7. 11. 23
„Die Linke steht (…) für Freiheit, Gleichheit und gegen alle Verhältnisse, ‚in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist‘ “. Was genau an diesem Zitat von Karl Marx ist nicht sowohl auf überfallene und terrorisierte Israelis als auch auf vertriebene und bombardierte palästinensische Menschen anwendbar? Entweder die Menschenrechte sind unteilbar und gelten für uns alle, oder es gibt Menschenrechte erster und zweiter Klasse. Das können Daniel Cohn-Bendit und Claus Leggewie aber unmöglich gemeint haben.
Ihr Beitrag ist nicht geeignet, die Spaltung der Linken weltweit in zwei Lager (Bist du für oder gegen Israel? Bist du für oder gegen die PalästinenserInnen?) zu beenden. Ja, ich bin unbedingt dafür, dass sich die Menschen in Israel gegen die aktuellen Bedrohungen verteidigen und dass sie dabei unterstützt werden. Muss ich deshalb stillschweigend hinnehmen, dass PalästinenserInnen vertrieben und getötet werden? Das Gefährliche der aktuellen Konflikte ist doch, dass plötzlich wieder Freund-Feind-Denken herrscht und sogar gefördert wird. Wollen wir das wirklich?
Gisela Witte, Braunschweig
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