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brief des tages

Die Technik ist männlich

„Tiefere Stimme, höhere Position. Was könnte Annalena Baerbock erreichen mit dem Organ eines Sigmar Gabriel? Vielleicht gleicht KI ja bald die vokale Geschlechter­ungerechtigkeit aus“,

wochentaz vom 10. 6. 23

Bei meiner langjährigen Arbeit über 1968 aus der Sicht der beteiligten Frauen habe ich mich auch damit beschäftigt, inwieweit die Frauen sich öffentlich (nicht) äußerten. Zum einen ließen die Männer nur wenige Frauen ans Mikrofon und wenn, dann wurden sie meist gnadenlos ausgelacht. Gemeinerweise hörten sich die Frauenstimmen im Audi Max sehr schrill an. Einerseits sicher der Aufregung geschuldet, aber viel bedeutender ist es, dass der Hörsaal akustisch ausschließlich auf Männerstimmen ausgerichtet war. Männerstimmen klangen noch sonorer, Frauenstimmen dagegen noch schriller. Die Akustik(bauer:innen) dachten zu der Zeit schlichtweg nicht, dass jemals Frauen auch öffentlich reden. Angeblich hat inzwischen die Akustik auch dazugelernt. Aber manchmal denke ich, wenn heute noch so piepsige Frauenstimmen ins Mikro reden: Nicht immer sind die Frauen schuld, manchmal macht die (männliche) Technik den Unterschied. Ruth E. Westerwelle, Berlin

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