brief des tages:
CSD-Parade München
„Es ist perfide, wie Ängste geschürt werden“, taz vom 12. 5. 23
Ich weiß, wie es ist, in einer (toxisch) patriarchalen Familie aufzuwachsen, im tiefsten Niederbayern zur Schule zu gehen und sich in den frühen Jugendjahren mit seiner Homosexualität unter Ministranten, Pfadfindern und Hauptschulmilieu auseinanderzusetzen. Die CSU ist besonders in Niederbayern allgegenwärtig und durchdrungen in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen. Dass die Veranstalter des Münchner CSD die CSU vom Münchner CSD ausschließt, kann ich zwar verstehen, finde es aber auf keinem Fall richtig. Mir ist bewusst, dass die Partei ordentlichen Aufholbedarf hat in Sachen Gleichstellung und Diversität. Dennoch finde ich es wichtig, jetzt nicht zusätzlich auszugrenzen. Ich selbst habe genug Ausgrenzung in der „schwulen Szene“ erlebt. In Zeiten zunehmender Spaltung (Pandemie, Ukrainekrieg, zunehmender Rechtsextremismus und vieles andere mehr) kann ein Aufeinanderzugehen nur richtig sein. Also, die CSU soll ihren Wagen haben am Münchner CSD und mitfeiern. Ansonsten wäre die Gefahr, dass sich die Fronten verhärten, zu groß, und das ist es echt nicht wert.
Bernhard Weber, Wien
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