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brief des tages

Brasilien und die Ukraine

„Realitätscheck für Olaf Scholz“,

taz vom 1. 2. 23

Die hier aufgeführten Begründungen zur mangelnden Bereitschaft des lateinamerikanischen Kontinents, sich im Ukrainekrieg auf die Seite des Westens zu schlagen, sind richtig, reichen aber noch tiefer: Dieser Kontinent ist durch brutale Militärdiktaturen und deren Unterstützung vor allem durch die USA schwer beleidigt und über mehrere Jahrhunderte aufs Schlimmste ausgebeutet worden. Es entwickelte sich eine wirtschaftliche Abhängigkeit, aus der sich Lateinamerika bis heute nicht befreien konnte. Bei den Menschenrechten maß der Westen oft mit zweierlei Maß. Es ist höchst naiv, wenn ein Kanzler namens Scholz jetzt glaubt, Länder wie Brasilien, Chile und Argentinien im Ukrainekrieg in die Pflicht nehmen zu müssen und auf die Seite der Waffenlieferanten und Sanktionsländer ziehen zu können. Wäre der Westen wirklich an einer Friedenslösung interessiert, dann hätte der Bundeskanzler die Haltung des brasilianischen Präsidenten Lula da Silva, in dem Konflikt neutral zu bleiben, um möglicherweise als Moderator einer Verhandlungslösung im Ukrainekrieg auftreten zu können, unbedingt aufgreifen müssen. Peter Lessmann-Kieseyer, Köln

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