brief des tages:
Ganz normale Sexarbeit?
„Es ist auch nur Arbeit“, taz vom 16. 12. 22
Frau Rebelde ist im Vorstand von Hydra, einem Verein, bei dem es unter anderem um Beratung zu Gewalt und Menschenhandel in der Prostitution geht. Sie operiert in der taz-Debatte mit dem Begriff „sexarbeitsfeindlich“ und wirbt für die „Gleichstellung aus Hurenperspektive“. Für die betroffenen „90 bis 95 Prozent Armuts- und Zwangsprostituierten in Deutschland“ (laut Emma) dürfte dieses Plädoyer allerdings wenig hilfreich sein. Hilfreich ist es eher schon für die Menschenhändler, Zuhälter, Bordellbetreiber und männlichen Kunden, die nach neuem „Frischfleisch“ verlangen. Gegen eine Debatte, in der über „Gewalt an Sexarbeiter*innen“ so gesprochen wird wie hier von Frau Rebelde, dass Diskriminierung Gewalt sei und demzufolge die Gewalt an Sexarbeiter*innen in ihrer Diskriminierung bestehe, werden diese Herren nichts einzuwenden haben. Das lenkt nämlich den Blick ab von Menschenhandel, Zuhältermethoden und finanzieller Ausbeutung. Was wir in Deutschland vielmehr brauchen, ist das „schwedische Modell“, das Sexkaufverbot. Damit ginge die Zahl der Prostituierten zurück, und die Zahl der potenziellen Opfer würde reduziert. Thomas Th. Müller, Köln
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