brief des tages:
Sprint in die Ökodiktatur?
„Krise der Konsumkathedrale“,
taz vom 5. 11. 22
In vielem möchte man Nico Paech recht geben. Es gibt ja wirklich sinnlosen und zerstörerischen Konsum, Digitalisierungswahn und die verbreitete Ansicht, es müsse jederzeit alles – unabhängig von Jahreszeit und Wohnort – verfügbar sein und in kürzester Zeit frei Haus geliefert werden. Aber dann schlägt Paechs Ansatz doch immer wieder in Engstirnigkeit um. Offenbar will er Beschränkungen bei der zulässigen Wohnungsgröße und bei der Wahl des Wohnorts. Und Menschen sollen in ländlichen Gebieten bleiben, in denen kaum einer mehr wohnen will. Die freie Wahl des Wohnorts ist ein Grundrecht! Paech lehnt die von ihm in Anführungszeichen gesetzte Energiewende ab. Die aber hat nicht, wie er behauptet, wachsenden Komfort versprochen. Was Paech anstrebt (Rückbau von Infrastruktur und bestimmter Industrien, 20-Stunden-Woche, kleinbäuerliche Nahrungsmittelproduktion) ist teilweise sympathisch beziehungsweise notwendig. Zwischen Grundbedürfnissen und Luxus zu unterscheiden, ist sicher wichtig. Aber das Ganze riecht doch sehr nach der viel zitierten Ökodiktatur.
Eduard Belotti, Augsburg
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