brief des tages:
Putins Bombenstrategie:
„Jederzeit und überall“
„Raketen auf Kiew. In der ukrainischen Hauptstadt werden erstmals seit April wieder Wohnviertel stark beschossen. Beobachter sehen darin eine bewusste Eskalation während des G7-Gipfels“, taz vom 27. 6. 22
Wer bisher annahm, dass der jüngste Raketenbeschuss auf Kiew quasi aus inzwischen relativ heiterem Kiewer Himmel kam, also irgendwie nicht akut erwartbar war, der übersieht, dass Putins Waffe vor allem die furchterregende Kraft der Potenzialität des Katastrophalen ist.
Die Potenzialität des Atomwaffeneinsatzes und des möglichen Totalembargos von Gaslieferungen sollen den Westen in Angst versetzen. Die Potenzialität, jederzeit auf jeden ukrainischen Ort eine Rakete abfeuern zu können, soll sämtliche Ukrainer in Daueralarmbereitschaft und Furcht versetzen.
Nun beunruhigt der Imperator zudem noch mit der Option, Belarus in seine kriegerische Aggression zu involvieren. Es handelt sich bei den neuerlichen Raketeneinschlägen in Kiew vor allem um eine „Kriegsbatterie“ mit brutalen, lokal nicht voraussehbaren, also potenziell jederzeit überall in der Ukraine möglichen Folgerealitäten, die flächendeckende Furcht und Ungewissheit unter Strom halten sollen. Wolfram Hasch, Berlin
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen