brief des tages:
Armes Neun-Euro-Pferd!
„Debatte um Neun-Euro-Ticket: Trojanisches Pferd für Superarme. Wegen des geplanten Neun-Euro-Tickets befürchten deutsche Urlaubsregionen wie Sylt den Kollaps. Immerhin steht die eigene Exklusivität auf dem Spiel“, taz vom 4. 5. 22
Sehr geehrter Herr Hannemann, Ihnen dürfte doch bekannt sein, dass das Trojanische Pferd als Geschenk nach Troja übergeben wurde. Versteckt waren darin griechische Soldaten, um des nachts das Pferd zu verlassen und die anderen, vor den Toren der Stadt wartenden, Soldaten hereinzulassen. Mit dieser sensationellen Kriegslist konnte Troja im Handumdrehen erobert werden. In Ihrer Geschichte ist das trojanische Pferd aber nicht zu finden! Weder Ihre „Kellerbewohner mit Kupfermünzen“ noch ein sogenanntes „Billigticket“ für sagenhafte 9 Euro können den sozialen Status von Reisenden verschleiern. Somit bleibt mehr als augenscheinlich, wer mit welchem Ticket auf die schöne Insel fährt – wo ist Ihr trojanisches Pferd verblieben? Wir vermuten, es ist den unzähligen Schwimmkrokodilen zum Opfer gefallen! Wir wissen nicht, was Homer von Ihrer Version halten würde, wir finden sie auf jeden Fall höchst bedauerlich.
Bettina Boos-Mbye, Neuss
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