brief des tages:
Dämonisierung
„Bidens ‚heilige Verpflichtung‘ “,
taz vom 26. 3. 22
Biden nennt den russischen Präsidenten einen „Schlächter“. Macron würde eine solche Wortwahl nicht treffen, denn „ich halte an Gesprächen mit Präsident Putin fest“. Macron sagt auch, Ziel sei es, den Krieg ohne weitere Eskalation zu stoppen, und dass es dazu nötig sei, in der Gemeinschaft nicht weiter zu eskalieren – weder mit Worten noch mit Taten. Bravo für diese Kenntnis von Konfliktdeeskalationsmöglichkeiten, die fast nie in Politik, Medien, und Demonstrationen erkennbar ist. Die Konfliktforschung nach Professor Friedrich Glasl benennt neun Eskalationsstufen, wobei die letzte lautet, gemeinsam in den Abgrund zu gehen. Nach Glasl ist eine Doppelstrategie mithilfe von neutralen Vermittlern lösungsbringend: Soforthilfe und das Initiieren von Friedensprozessen. Dazu gehört es, Dämonisierungen zu vermeiden, eher jegliche Zugangsmöglichkeiten zu nutzen wie Institutionen aus der russischen Kultur, Sport und Wissenschaft mit ihren Verbindungen und ihrer Innovationskraft. Verurteilungen führen bei der anderen Konfliktpartei nicht zur Einsicht, sondern ihrerseits zu gesteigerter Dämonisierung von uns allen. Nicola Weber, Mettmann
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