brief des tages:
USA: Der Fall Gabby Petito
„True Crime in Echtzeit“, taz vom 24. 9. 21
Der Grund, warum so intensiv über diesen Fall berichtet wird, ist ein ganz anderer: Jede Frau, die geschlagen wurde oder emotional missbraucht, erkennt auf dem Dashcam-Video sofort, wie traumatisiert Gabby Petito war. Leider haben die Polizisten das nicht erkannt, sie als hysterische Frau abgestempelt und ihn als harmlos. Menschen, die gegen häusliche Gewalt arbeiten, erkannten hingegen sofort die roten Flaggen, die auf eine toxische Beziehung mit einem (höchstwahrscheinlich) narzisstischen Psychopathen hindeuten. Leider war es da aber schon zu spät. Es lagen der Polizei zwei Notrufe von Zeugen vor, die gesehen hatten, dass er sie schlug und aus ihrem eigenem Van aussperrte, ein typisches Verhalten von häuslichen Gewalttätern. Ihre einzige Freundin am neuen Wohnort bestätigte, dass er ihr verbot, auszugehen, sogar bestimmte, was sie essen sollte. Ich bin schon sehr enttäuscht, wie kalt und gefühllos und mit Vorurteilen hier berichtet wurde! Sie heißt Gabrielle und war ein wundervoller Mensch – und nicht einfach „eine Influencerin“. Es gibt viele, die ein Blog haben, aber wenn jemand so gemocht wird wie sie, hat das einen guten Grund. Jessa Jei, Würzburg
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen