brief des tages:
Steuervergehen online melden
„Steuermann im Shitstorm“, taz vom 2. 9. 21
Erstaunlich sicher vorhersagbar ist die reflexartige, unsachliche Skandalisierung eines Umstandes zur Herstellung von Gerechtigkeit, wenn es um Steuern geht. Ist die Republik im Ganzen eine Gemeinde von MoglerInnen und SchummlerInnen? Wohl kaum, aber vom nicht angegebenen Hinzuverdienst im Handwerk, der nicht angemeldeten Hilfskraft im Haushalt oder der privat organisierten Pflege der Eltern durch 24-Stunden-Kräfte aus Osteuropa bis zur Größe der Warburg-Bank oder prominenten, millionenschweren Zockern aus dem Fußballbundesligaumfeld liegen Welten. Allerdings hält sich der hartnäckige Trend zu Steuervermeidung auch wegen staatlicher Begünstigung durch viele Schlupflöcher und ein hohes Schwarzgeldaufkommen. Die SchlupflochexpertInnen auf der BeraterInnenebene für Steuerparadies- und SteueroasenfreundInnen sind nicht selten Fachleute, die die Seiten gewechselt haben. So gesehen bezahlt die Allgemeinheit doppelt, auch wegen eines intransparenten, hochkomplizierten, überdifferenzierten Systems.
Martin Rees, Dortmund
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen