brief des tages:
Zirkustier, armes Schwein?
„Wildtiere im Zirkus: Eine Frage der Haltung“, taz vom 22. 4. 21
Danke für die Recherche! Als ehemaliger Amtstierarzt habe ich über 10 Jahre große und kleine Zirkusse kontrolliert. Gravierende Mängel habe ich in dieser Zeit nicht feststellen können. Auch gibt es wohl keinen Bereich kommerzieller Tierhaltung, der so engmaschig (im Prinzip bei jedem Gastspiel) kontrolliert wird. Alle Mängel werden im Zirkusregister dokumentiert und sind für die Folgekontrolle am nächsten Gastspielort somit schon bekannt. Von solch einer Kontrolldichte kann man im Bereich Landwirtschaft nur träumen! Von den Tierlehrern selbst werden wissenschaftliche Erkenntnisse sehr wohl berücksichtigt, in der politischen Diskussion hingegen nicht ausreichend gewürdigt oder bewusst fehl interpretiert. Tierlehrer werden nicht ausreichend gehört. Eine Entwicklung zu tiergerechteren Haltungssystemen findet im Zirkus statt – und zwar aus eigenem Antrieb. Die Politik misst mit zweierlei Maß. AmtstierärztInnen fällt es nicht leicht, gegenüber dem massiven Druck von Tierrechtsorganisationen sachlich und fachlich korrekt zu bleiben, da schnell erheblicher medialer Druck aufgebaut wird.
Georg Möllers, Mehmels
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