brief des tages
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Bitte keine Konsumapologetik

„Öko einkaufen bringt nix, praktische Kapitalismuskritik schon“, taz vom 29. 3. 17

Mit der ebenso steilen wie demotivierenden These „Öko einkaufen bringt nix“ entwertet Georg Kurz die (individuelle) Verbraucherentscheidung für ökologische Produkte und setzt den (gemeinsamen) Kampf um Regeln dagegen, „die einen ethischen und umweltfreundlichen Konsum für alle garantieren“.

Mit Verlaub, wir haben nicht die Zeit, auf „organisierte Aufbegehren“ von Konsumenten und dessen Umsetzung in reale Politik zu warten. Reales „Aufbegehren“ in Sachen „Bio“ sehe ich derzeit nur bei Landwirten, die dezidiert gegen ökologische Maßnahmen protestieren. Ich habe im Marketing für ökologische Produkte gearbeitet und kenne die Lücke zwischen grundsätzlicher ökologischer Überzeugung und tatsächlichem Handeln nur zu gut. Deshalb ist es aber wichtig, Verbrauchern nicht eine bequeme Konsum­apologetik zu liefern („Öko bringt eh nix“), sondern zu betonen, welche Macht sie in einer marktwirtschaftlichen Umgebung mit einer Entscheidung für „richtigen“ Konsum mit Verzicht auf umweltfeindliche Produkte haben könnten. Klaus John, Braunschweig