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brief des tages

Kubas Klassengesellschaft

betr.: Coronabehandlung unbezahlbar

Längst herrscht auf Kuba eine neue Klassengesellschaft. Schon vor der Coronakrise war es unmöglich, im Krankenhaus über einfache medizinische Untersuchungen hinaus unentgeltlich – wie es die alte und neue Verfassung Kubas für alle immer noch garantiert – behandelt zu werden. Die Coronakrise hat diese Situation verschärft. Obwohl gut ausgebildete Ärzte aus Kuba vorbildlich und medienwirksam in Italien bei der Bewältigung der Krise im Frühjahr halfen, werden Ärzte in Santiago angehalten, Patienten, die positiv auf das Virus getestet wurden, nur zu behandeln, wenn sie eine erhebliche Summe bezahlen, die sie allein nicht aufbringen können.

So muss beispielsweise eine kubanische Mutter, deren Kinder an Covid-19 erkrankt sind, allein für die stationäre Behandlung Tausende von CUC/Dollar bezahlen. Ansonsten verweigert man ihr die weitere Behandlung ihrer schwerkranken Kinder oder droht ihr, wenn sie in ihrer Verzweiflung zugesagt hat, das Geld aufzubringen, mit einer hohen Gefängnisstrafe. Wie soll eine Kubanerin, die höchstens 20–25 CUC/Dollar im Monat verdient, Tausende CUC/Dollar aufbringen? Hasta la Victoria! Tim Boese, Hamburg

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