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brief des tages

Teil vieler Minderheiten

„Multikulturalismus als Medizin“, taz vom 22. 5. 19

Ich stimme Herren Egger zu, dass Multikulturalismus oft falsch verstanden wird und so zur Stärkung konservativer Kräfte in Untergruppen der Gesellschaft führt. Einen möglichen Denkansatz zu Lösungen bietet der Grundgedanke der Intersektionalität, der die Anteile von Privilegien und Diskriminierungen, das Selbstbild und das Fremdbild jedes Menschen vielfältig beschreiben möchte.

Hier haben wir einen komplexen Ansatz, der aber durch seine Vielfältigkeit auch zu Vereinfachungen verleitet. So ist die Idee, kulturelle Aneignung als eine Form von Kolonialismus zu sehen und nicht als eine Bereicherung und Vermischung von Möglichkeiten, auch schon wieder der Ansatz zur Trennung und Grenzziehung. Auch hier führt die Idee von klaren Grenzen statt fließender Übergänge zu einer künstlichen und schädlichen Einteilung der Menschen.

Jeder von uns ist Teil von vielen Minderheiten mit Privilegien und mit Benachteiligungen. Es ist nur die Frage, ob wir darüber nachdenken oder die scheinbar bequemere Variante der klar definierten Grenzen zulassen. Ralf-Marlene Komitsch, Berlin

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