brief des tages:
„Halte dich aufrecht, Finn!“
Leserbrief „Anweisung von oben“, taz vom 27. 2. 19
Lieber Finn, das halte ich jetzt nicht mehr aus: Du siehst dich als Opfer der „deutschen Bürokratie und Regelkonformität“, weil deine Schule dein Engagement bei den Freitagsdemonstrationen mit „unentschuldigten Fehlstunden“ bestraft (hat). Viel wichtiger ist aber die Haltung, die aus deinem Brief spricht. Du möchtest demonstrieren, deine Meinung frei sagen, auch für deine Einstellung streiken, aber bitte ohne Kosten. Hast du als Schüler der Sozialwissenschaften nicht gelernt, dass eine Haltung, die nichts kostet, wertlos ist? Für eine Sache einstehen bedeutet auch, die Nachteile in Kauf zu nehmen. So entstehen Vorbilder, und keine Abziehbilder. Du fragst am Ende deines Briefes: „Also, liebe Sowilehrerin: Was sollen wir von euch noch lernen?“ Hier eine mögliche Antwort: Was spricht dagegen, deinen späteren Arbeitgebern zu zeigen, dass du Haltung, auch unter widrigen Umständen, beweist, auch einstehst für das, was du für richtig hältst. Möglicherweise haben deine „Lieblingspädagogen“ die faulen Stellen deiner Haltung klar erkannt und waren nicht bereit, diese kostenlos zu akzeptieren. Also: Halte dich aufrecht, sei ein Vorbild.
Karl Eichinger, Düsseldorf
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