brief des tages:
Keine Vendetta in Sicht
„Vendetta gegen Rechte öffnet das Tor zur Hölle“, taz vom 19. 1. 19
Das staatliche Gewaltmonopol ist eine erhebliche zivilisatorische Errungenschaft, und es gibt überwältigend viele Beispiele für die Zerstörung der Gesellschaft, wenn Teilgruppen Milizen bilden – als Vorstufe eines „Kriegs aller gegen alle“. Mit diesem Hintergedanken warnt Stefan Reinecke vor linker „Vendetta“ und die hiesige Lokalzeitung vor einer „Spirale der Gewalt“. Aber es gibt keine „Vendetta“, keine „Spirale“. Seit Jahren nimmt der rechte Terror zu, mit Bedrohungen und Morden. Kaum wird aber einmal ein rechter Politiker verletzt, vielleicht einfach nur von einem Kriminellen, warnen alle Medien vor dem Bürgerkrieg und raten zu zivilgesellschaftlichem Engagement statt Militanz. In „Der Trafikant“ zeigt Robert Seethaler die Lage in Österreich 1938. Die Nazis morden ungestraft, Polizei und Staatsmacht sind auf ihrer Seite. Der Widerstand des Protagonisten besteht darin, ganz ergreifend, zivilgesellschaftlich und gewaltlos – eine Hose aufzuhängen. Und sich damit in die Hände der Barbaren zu begeben. Roman und Film zeigen leider nicht, wie sich die Nazis wegen dieser Aktion vor Lachen auf die Schenkel geklopft haben dürften. Klaus Füller, Kassel
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