brief des tages:
Tierärzte sind nicht die Antibiotika-Buhmänner
„Ab in den Stall“,taz vom 8. 2. 18
Auch wenn es immer wiederholt wird, wird es dadurch nicht richtig. Ich versuche nun ein paar Behauptungen richtigzustellen, auch wenn es gegen lieb gewonnene Feindbilder geht.
Erstens: Tierärzte verabreichen nicht ein Mehrfaches an Antibiotika als Humanmediziner. Die Menge ist identisch.
Zweitens: In der Tiermedizin sind die Antibiotikamengen seit 2011 um die Hälfte gesunken.
Drittens: Von den sogenannten Reserveantibiotika, die WHO spricht von kritischen Antibiotika wie Cephalosporinen und Enrofloxacinen, setzen die Ärzte die 20-fache Menge ein. Reserveantibiotika sind zum Beispiel Carbapeneme, die in der Tiermedizin nicht angewendet werden dürfen.
Viertens: Für die Resistenzen bei MRSA (multiresistenten Keimen) sind die Ärzte zu circa 95 Prozent selbst verantwortlich, bei ESBL zu mindestens 70 bis 80 Prozent.
Mit der neuen Tierärztlichen Hausapothekenverordnung werden Tierärzte zu Resistenztests verpflichtet. Die Ärzte können weiterhin machen, was sie wollen ohne Resistenztests.
Jürgen Hammer, Tierarzt, Schwalmtal
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