bremen will rot-grün : Von wegen kein Wechselwille
Noch vor knapp zwei Wochen waren sich alle Interpreten von Umfragen und Vorwahlanalysen einig: In Bremen, verkündeten sie, sei auch nach zwölf Jahren großer Koalition kein Wechselwille zu erkennen. Dafür ging das Wechseln jetzt erstaunlich schnell.
KOMMENTAR VON ARMIN SIMON
Dass die Grünen nach zwölf Jahren Opposition und als eine der klaren Wahlsiegerinnen nun an die Regierung wollen, ist nicht verwunderlich. Auch die Bremer SPD aber vollzieht die Abkehr von ihrem einstigen Koalitionspartner fast erschreckend geräuschlos, schnell und einmütig.
Das lässt zwei Schlüsse zu: Entweder war der rot-grüne Apfel, der nun zu Boden fällt, längst mehr als überreif. In diesem Fall bliebe allerdings die Frage offen, was die Koalition mit der CDU in den vergangenen vier Jahren überhaupt getragen hat.
Oder, das ist der zweite mögliche Schluss aus dem Parteitagsgeschehen von Donnerstagabend: Die SPD ist inzwischen so profillos und/oder apathisch, dass selbst eine Wende um 180 Grad, vollzogen in erster Linie von ihrer Parteiführung nach dem Abgang Henning Scherfs, sie nicht mehr berührt. Eine einzige Gegenstimme, eine einzige Enthaltung und keinerlei inhaltliche Kritik am künftigen Kurs: Das wirft, bei aller Freude über die große Zustimmung zu rot-grün, kein gutes Licht auf den Zustand von Bremens stärkster Partei.