piwik no script img

braucht berlin den karneval?„Wenn der Kölner leise eine Träne verdrückt“

Umfrage: BARBARA BOLLWAHN DE PAEZ CASANOVA

Anke Fuchs (SPD), Bundestagsvizepräsidentin

Ich habe 20 Jahre in Köln aus Überzeugung Karneval mitgemacht. Ich fand das ganz toll. Weil er schichtenübergreifend ist und Toleranz einübt, hat er einen hohen Stellenwert. Man sollte ihn aber nicht nach Berlin holen. Der Karneval ist so kulturell gewachsen im Rheinland, dass er hier krampfhaft wirkt.

Jürgen Rüttgers, CDU-Chef NRW

Ein bisschen Karneval, ein bisschen Bonner Republik tut der Bundeshauptstadt gut. Ich find es eine tolle Sache, dass die „Große Kölner Karnevalsgesellschaft“ an der Spree eine Zweigstelle gegründet hat. Deshalb war ich am „Elften im Elften“ beim Auftakt der „Kleine Kölner“ auch in der Ständigen Vertretung gerne mit dabei. Aber der Karneval muss selbstverständlich im Rehinland bleiben – so wie Laubenpieperfest und Love Parade in Berlin.

Volker Beck (Grüne), Kölner Karnevalsjünger

Für mich hat Karneval in Berlin so etwas wie Schlittschuhfahren am Äquator. Für mich ist Karneval nirgendwo so schön wie in Köln.

In diesem Jahr fällt er aber für mich gründlich ins Wasser. Ich komme erst nach Aschermittwoch von Terminen zurück – wegen Verhandlungen über die Entschädigung von Zwangsarbeitern. Wenn der Kölner zu Karneval fern der Heimat ist, dann verdrückt er schon leise eine Träne.

Norbert Hauser (CDU/CSU), NRW

Karneval kann man nicht befehlen. Aber man kann auch nicht wie Bundestagspräsident Wolfgang Thierse sagen, dass der Karneval im Reichstag nicht stattfindet. Wenn man die Bonner nach Berlin holt, sollte man ihnen auch hier ihre Feier gönnen. Denn die rheinische Fröhlichkeit tut der Politik gut.

Fröhlichkeit ist mehr Therapie als hundert Stunden beim Psychiater. Man sollte sich anstecken lassen vom Bazillus karnevalis.

Ilse Aigner (CDU/CSU), Bayern

Ich habe als Vizepräsidentin des Landesverbandes Oberbayern im Bund Deutscher Karneval dieses Jahr ein Prinzenrennen auf der Trabrennbahn und ein Prinzen- und Gardetreffen besucht.

Am Fasching ist das Schöne, dass man sich gegenseitig hochnehmen kann, was nicht heißt, sich wie sonst was zu benehmen. Ich könnte mir schon ein Karnevalstreiben am Potsdamer Platz vorstellen. Aber das muss wachsen.

Eva Bulling-Schröter (PDS), Bayern

Ich bin nicht der Meinung, dass man den Karneval nach Berlin holen sollte. Aber das sollten die Berliner selbst entscheiden. Ich selbst bin ein ausgesprochener Karnevalsmuffel.

Der Karneval ist meiner Meinung nach eine krampfhafte Sache, zumindest bei uns in Bayern. In Nordrhein-Westfalen ist das dann schon anders. Aber diese gezwungene Fröhlichkeit stinkt mir total. Wenn ich nicht viele Termine an diesen Tagen haben werde, werde ich mich erholen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen