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boulevard der bestenLisaSchneider

Foto: taz

Trifft man sie zufällig in der taz-Kantine und fragt, was sie derzeit so mache, antwortet Lisa Schneider freundlich: „Als Nahostredakteurin im Dauerstress sein.“ Und entschwindet samt Heißgetränk in eine der oberen Etagen im taz-Haus, KorrespondentInnentexte koordinierend, arabische und israelische Medien durchstöbernd, Informationen sammelnd, pausenlos. Diese Kollegin verfügt über die Gabe, vollkommen ohne ideologische Scheu auf die Gemengelagen in ihren Gebieten zu schauen. Sie genießt in der taz allseits anerkannte Glaubwürdigkeit.

Lisa ist Mitte der neunziger Jahre im Raum München aufgewachsen, war, ihrer in den USA geborenen Mutter wegen, häufig in New York City, aber „nie anderswo in Amerika, nicht mal in New Jersey“. Nach der Schule studierte sie BWL und VWL, hielt sich für ein Auslands­semester in Beirut auf, absolvierte in Mainz einen Master im Journalismus, ging nach Paris, reiste öfters damals schon in den Nahen Osten – und sagte: „Ich schaue mich gern in der Welt um.“ Und kann über ihre Exkursion famose Texte schreiben.

Zur taz kam sie „durch Zufall“. Sie, die sich privat für Interieurdesigns interessiert und gern in Zeitschriften wie Architectural Digest(AD) schmökert, wollte eigentlich nur ein Praktikum im Investigativbereich machen, im Ressort Recherche und Reportage. Dann blieb sie aber auf Wunsch von KollegInnen im Auslandsressort hängen, betreute schließlich eine Zeit das westeuropäische Berichtsgebiet, inzwischen eben, zur Vertretung, den Nahen Osten. Sie hat, gerade seit dem 7. Oktober 2023, dem Terroranschlag der Hamas auf Israel, mehrfach die Länder in Israels Nachbarschaft besucht, den Libanon, den Irak – und natürlich auch Israel und die palästinensischen Gebiete.

Sie erinnert sich noch sehr genau an die bleiernen Zeiten unter dem Assad-Regime: „Als ich im Mai 2023 aus Syrien rausfuhr, war es so: Die Assad-Plakate an den Straßenrändern, die permanenten Checkpoints mit Erpressung eines Wegzolls, dann die Grenzkontrolle in Syrien und schließlich die gleiche Prozedur auf libanesischer Seite – und dann endlich: Wieder atmen können, während die Werbung für Supermärkte, Restaurants und zypriotische Pässe (statt Assad-Porträts) bei der Fahrt durch die Bekaa-Ebene am Autofenster vorbeizieht.“

Jan Feddersen

Zum taz-Schwerpunkt: taz.de/nahost

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