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boulevard der bestenJörgKohn

Wind und Wetter sind ihm egal, unverdrossen strampelt er jeden Morgen mit Helm und taz-Rad durch die Stadt in die Rudi-Dutschke-Straße. Mit seinem robusten Berliner Charme managt er seit Ende der achtziger Jahre die Abteilung Technik, die für die Produktion der Zeitung zuständig ist. Und er hat schon einiges mitgemacht, zwei neue Redaktionssysteme und vier Layout-Reformen.

Seinen Arbeitstag verbringt er in einem Raum ohne Tageslicht, und ständig kommt jemand vorbei und will etwas von ihm, das Telefon klingelt, das rote Sofa vor seinem Schreibtisch ist fast immer besetzt. Es gibt viel zu besprechen mit Jörg.

Der gelernte Schriftsetzer hat beim Neuen Deutschland gearbeitet und wechselte, nachdem sein Ausreiseantrag 1987 endlich genehmigt wurde, von Ost- nach Westberlin. Wer sich bei ihm unbeliebt machen möchte, kann gern die Worte DDR und soziale Errungenschaften in einem Satz unterbringen. Kurz vor dem Mauerfall landete er in der taz.

Sein toleranter Charakter zeigt sich auch darin, dass er seit mehr als zwanzig Jahren zum Stammtisch mit seinen alten Freunden in den ungeliebten Osten fährt. Er ist nicht nur ihnen treu geblieben, auch der schwierigen alten Dame Hertha, deren unbeirrter Fan er ist, was er mindestens einer seiner zwei Enkeltöchter weitergegeben hat.

Der grundsolide Rumtreiber hat es immerhin zu einer Tochter und einer Frau gebracht, mit Letzterer verbringt er seinen Urlaub entweder in Mecklenburg oder es geht janz weit weg nach Neuseeland oder Guatemala. Nach sechs Jahren intensiver Arbeit im Vorstand der taz könnte er es jetzt etwas ruhiger angehen lassen, aber ob er dazu in der Lage ist, weiß nur er selbst. Wir gratulieren ihm ganz herzlich zum 60. Geburtstag.

Isabel Lott

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