bosnien-flüchtlinge : Sie haben schon genug gelitten
Der Umgang dieses Landes und dieser Stadt mit den Flüchtlingen aus dem Bosnienkrieg vor mehr als zehn Jahren ist eine Schande. Jahrelang mussten sie untätig zu Hause hocken, um ja nicht den dollen deutschen Arbeitsmarkt zu belasten. Ihre Kinder durften in die Schulen der Stadt – um dann nicht selten aus dem Unterricht heraus von der Polizei abgeholt und nach Jahren an der Spree abgeschoben zu werden. Bosnien liegt übrigens mitten in Europa, doch wer die hiesige Behandlung der Flüchtlinge seit den Jahren des Balkanbürgerkriegs erlebte, schämte sich für die Sonntagsreden, die hierzulande über das angeblich so zivilisierte und friedliche Europa gehalten wurden.
KOMMENTAR VON PHILIPP GESSLER
Der neueste Fall der Familie Ristic reiht sich nahtlos ein in diese traurig-böse Tradition sinn- und herzloser Abschiebungen. Eine Familie wird getrennt – und als große Vergünstigung soll man noch werten, dass die hier verbleibende Mutter und die jüngere Tochter nicht nach Köln müssen, sondern „nur“ in eine Asylbewerberunterkunft umziehen müssen. Ach ja, und die Polizisten seien zudem so sensibel gewesen, diese Tochter nicht direkt aus dem Unterricht zu holen, sie hätten den Klassenraum nicht betreten. Danke, liebe Polizei!
Es reicht! Berlin muss endlich, endlich einen Schlussstrich unter diese unselige Geschichte ziehen. Auch wenn das Zuwanderungsgesetz erst im kommenden Jahr in Kraft tritt, muss schon in diesem Jahr Schluss sein mit dem Skandal der Abschiebung der bosnischen Flüchtlinge. Diese Stadt hat für diesen inhumanen Unsinn weder Geld noch Bedarf. Mehr als ein Jahrzehnt nach dem Bosnienkrieg muss die Hauptstadt, regiert von einer sozialdemokratisch-sozialistischen Regierung, beweisen, dass sie noch weiß, was Solidarität und Empathie ist, wie Brandt es gesagt hat. Die Bosnien-Flüchtlinge, häufig traumatisiert durch die Kriegserfahrungen und nicht selten vollständig integriert in der Stadt, haben all die Jahre genug gelitten. Sie bereichern die Hauptstadt, wenn man sie lässt. Gebt den Bosniern endlich ein Heimatrecht an der Spree! Ohne Wenn und Aber!