blue monday : Duplizität der Ereignisse
Jörg Berger muss Rostock verlassen, Giovanni Trapattoni wird in Stuttgart noch geduldet
Feuerwehrleute genießen an zwei Orten höchstes Ansehen: in New York City – und in den Niederungen der Bundesliga. Jörg Berger war ein Trainer, der Fußballbrände löschte, der Teams aus brenzligen Situationen befreite. Er hätte wohl auch die „Titanic“ gerettet, mutmaßte manch einer. In Rostock verfiel sein Image zusehends. Der Versuch, sich ans Tabellenende der 2. Liga zu manövrieren und dann nach herkömmlichem Muster zu retten, stieß nicht auf das Wohlwollen der Rostocker, des erstklassigen Absteigers. Berger wurde gefeuert. Frank Pagelsdorf geholt: ein alter Bekannter. Rostock hofft nun auf die Duplizität der Ereignisse. Pagelsdorf hat Hansa ja bereits einmal in die erste Liga gehievt.
Keine Experimente glaubte der VfB Stuttgart mit Giovanni Trapattoni machen zu müssen. Doch nach der 2:3-Heimniederlage gegen Aufsteiger Köln geißelt ihn der schwäbische Boulevard als „Schlappattoni“ und auch sonst wird von „der dunkelsten Stunde“ der letzten Spielzeiten geschrieben. Trapattoni zeigt sich für seine Verhältnisse sehr experimentierfreudig. Auf seine alten Tage steht ihm wohl der Sinn nach einer Imagekorrektur. Der neue Trap demontiert also in einer seiner ersten Amtshandlungen den schwäbischen Säulenheiligen Zvonimir Soldo und schickt ein entkerntes Team auf den Platz, eine Mannschaft, die nichts anzufangen weiß ohne ihren Kapitän. Solo-Soldo sitzt schmollend auf der Bank und muss das Unheil von außen mit ansehen. Trapattoni hatte auf die Emanzipation des Teams vom Führungsspieler gehofft. Doch so weit scheint der VfB Stuttgart noch nicht zu sein. „Es muss auch mal ohne Vater gehen“, so Trap, der am Sonntag elf Halbwaisen hinterließ. MARKUS VÖLKER