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Archiv-Artikel

blattschluss nrw? Clements dreifache Heimkehr

Rot-Grün sorgte sich um die Medienflaute in NRW. Aus und vorbei. Jetzt ist Schwarz-Gelb am Zug. Anmerkungen von taz-Medienredakteur Steffen Grimberg

Früher war es an Rhein und Ruhr, so wollte es die Legende, mit den aus dem Dienst scheidenden AmtsträgerInnen ganz einfach: Wer seine Zeit in der Politik ohne Silberlöffelklau oder schangelige Rotlichtverstrickung hinter sich gebracht hatte – ging zu den Stadtwerken. Kommunale Versorgungsbetriebe glänzten, so dachte man jedenfalls an der Basis, mit ganzen Etagen für Frühstücksdirektoren, die sich hier an der sozialdemokratischen Variante von „Ausgesorgt plus Zeit für‘s Golfspielen“ laben konnten.

Die klassischen Stadtwerke und Energieversorger werden aber weniger, und so zieht es SPD-Spitzenpersonal heutzutage zur Essener WAZ-Gruppe, Deutschlands größtem regionalen Zeitungshaus. Vor allem bei Politikern, die neben NRW auch dem Bund treu gedient haben, steht der Konzern hoch im Kurs. Ex-Kanzleramtsminister Bodo Hombach ist schon eine Weile da. Und bald, raunt es auf der Achse Berlin-Düsseldorf-Essen, könnte sich auch Superminister Wolfgang Clement auf den Weg machen – wenn er nach den Neuwahlen im Herbst ein a.D. auf der Visitenkarte findet.

Für Clement wäre es so etwas wie eine dreifache Heimkehr. Der Mann ist schließlich Bochumer – und Journalist. Bis zum Einstieg in die Politik arbeitete Clement beim WAZ-Blatt Westfälische Rundschau (WR) in Dortmund. Und der WAZ hielt er auch als Minister die Treue. Nein, nicht was Sie wieder denken. Aber Clement setzte bei seiner Variante der Neuregelung des besonderen Fusionsrecht für die Presse auf das WAZ-Modell: Solange die Redaktionen separat und unabhängig nebeneinander herwurschteln, sollten beinahe beliebig viele Zeitungen unter dem Dach eines Verlages versammelt werden können – marktbeherrschende Stellung hin oder her. Kleiner Schönheitsfehler: Auch das WAZ-Modell zeigt mittlerweile Macken. Wo beispielsweise wie in Dortmund WAZ und WR unter einem Dach konkurrieren, wird in Zeiten knapper Kassen schon mal wenn nicht gleich der ganze Lokalteil, so doch immerhin der nicht unwichtige Lokalsport fusioniert. Dennoch: An Rhein und Ruhr ist die Zeitungsvielfalt so groß wie sonst fast nirgends mehr in Deutschland. Einzeitungskreise sind in ganz NRW eher die Ausnahme. Die taz NRW sorgt mit dafür, dass das so bleibt.

Aber wieso „dreifache“ Heimkehr, werden Sie jetzt berechtigterweise fragen. Nun, die WAZ-Gruppe wird trotz ihrer Größe wie ein mittelständisches Unternehmen geführt. Und das auch noch – Bodo Hombach kann ein Lied davon singen – von zwei nicht immer ganz konfliktfrei agierenden Familienclans. Wenn das beim zwischen alle Parteiflügel geratenen Wirtschaftsminister nicht heimatliche Gefühle weckt. Glückauf!