bildungslücken : Wunderbare Welt der Wissenschaft
Das Ei des Einparkens
Wer gut im Wurzelziehen unterwegs ist und stets Geodreieck und Metermaßband im Handschuhfach hat, vielleicht auch Autofahrer – man möchte vorsichtigst meinen – Autofahrerin ist, der kann jetzt prima rückwärts auch in der verzwicktesten Lücke parken. Kurbeltrauma adé: Jetzt ist sie da, die neuegroßstadttaugliche Superrückwärtseinparkformel von Doktor Norbert Herrmann vom Institut für Angewandte Mathematik der Uni Hannover. Sollten sich vor allem studentische Taxifahrer mal durch die Motorhaube gehen lassen.
Der pfiffige Mathematiker kam auf die nobelpreisträchtige Gleichung nicht etwa von allein, nein, er hatte die Nichtganzsosuperrückwärtseinparkformel einer britischen Mathematiker-Kollegin nochmal nachgerechnet – und für Linksfahrer optimiert. Heureka, schrie Herrmann, als er das Ei des Einparkens gefunden hatte. Und führte es am Sonntag im „Auto Motor Sport TV“ vor: Mit Geodreieck und Taschenrechner! Tatsächlich ist die Superrückwärtseinparkformel nicht nur eine neue Foltermethode für Fahrschüler, sondern vielleicht in der Welt, wie wir sie kennen, anwendbar: Bordcomputer könnten so in Zukunft das Rückwärtsparken vollautomatisch ablaufen lassen, meint Herrmann – bei voll Karacho, ohne Blötschen! Die wüssten dann, dass ein Golf bei einem Einparkwinkel von 38 Grad eine optimale Parklücke von 6,32 Metern braucht, ein Benz der E-Klasse sogar 7,15 Meter Parkraum verschlingt. Allerdings ist Theorie ja doch nie wirklich Praxis: Mathe-Freak Herrmann ging nämlich bei seinen Berechnungen von einem Autoabstand von p = 0, also Nullkommanull Millimetern aus. Da sach noch mal einer, die Deutschen wären zu penibel. Kai Schöneberg