■ Unkritisch: betr.: "In den Drill der Psychokulte hineingeboren", taz vom 4.3.1996
Im Rahmen meiner Diplomarbeit im Fachbereich Behindertenpädagogik der Uni Bremen beschäftige ich mich über mehrere Jahre mit der Persönlichkeitsentwicklung von ehemaligen Zeugen Jehovas (ZJ) nach ihrem Sektenaustritt. (...) Ich konnte folgendes feststellen: (...) Die Zugehörigkeit zu den ZJ ist nicht primär das die Persönlichkeit schädigende Moment, sondern das Leben der Kinder zwischen zwei sich ausschließenden Kulturen. Rettungsgedanken von PädagogInnen oder Missionsgedanken von kirchlicher Seite verschärfen diesen Konflikt.
Beratungshilfen suchen ehemalige ZJ eher selten bei den Großkirchen. Erstens ist der Kontakt mit großen Ängsten verbunden, und zweitens wird dort kaum Hilfe im Sinne der Anerkennung der Herkunftskultur und damit ihrer eigenen Geschichte von den Betroffenen erwartet. (...). Die Großkirchen können andere Auffassungen nicht teilen, weil sie ihre ethnozentristischen Ideen nicht aufgeben und statt dessen betonen: Wer bei den ZJ ist, ist verrückt oder anders herum, wer verrückt ist, wird ZJ. Unkritisch übernommen habt Ihr auch den Begriff „Sekten-Kinder“ (kennt ihr Schwarzen-Kinder?). Michael Dreiucker
Betr.: Leserbrief (taz hh, 7.3.96) zu „Die Fans nehmen alles hin“, taz hh, 26.2.96
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