: betr.: Helmut Pohl, RAF-Gefangener
Der in Schwalmstadt einsitzende RAF-Gefangene Helmut Pohl hat sich erneut mit einer umfangreichen Erklärung zu Wort gemeldet. Spätestens seit Pohl im Verlauf des Hungerstreiks im vergangenen Jahr als Sprecher der Gefangenen fungierte, gelten seine Wortmeldungen auch außerhalb der Mauern als wichtigste Positionsbestimmungen der Inhaftierten. Sein letzter Brief von Ende Oktober 1989 wurde in Teilen der Medien des Sicherheitsapparates vorschnell als Aufforderung für das Attentat auf Bankchef Herrhausen gewertet. Zuvor hatte das Schreiben allerdings anstandslos die Knastkontrolle passiert. Die aktuelle Erklärung vom August 1990, die im folgenden untersucht wird, ist den Sicherheitsbehörden bisher angeblich nicht bekannt.
Helmut Pohl wurde bereits 1971 erstmals verhaftet und 1972 wegen „revolutionärer Umtriebe“ zu 30 Monaten Haft verurteilt. Nach seiner Freilassung wurde er 1974 erneut festgenommen und 1976 unter anderem wegen „Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung“ und Raubes zu fünf Jahren verurteilt. 1981 soll Pohl an dem Sprengstoffattentat auf die US-Airbase in Ramstein beteiligt gewesen sein, bei dem 18 Menschen schwer verletzt worden waren. Nach seiner erneuten Festnahme 1984 wurde er wegen dieses Anschlags 1986 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.
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