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berlinmusikDiese abgefuckte Stadt

Otto von Bismarck: „Zu viele Erinnerungen“ (Staatsakt/Bertus)

Tja, welche Metropole mag da wohl gemeint sein? „Die abgefackteste Stadt“ (sic) heißt ein Song des Musikers mit dem Künstlernamen Otto von Bismarck. Überall sei er gewesen, singt er darin, in Leipzig, Pforzheim und Augsburg, Paris, London und Stockholm, sein Reiseresümee aber lautet: „Die abgefackteste Stadt / ist Berlin in Deutschland“. Unterlegt vom berühmten Basslauf aus Queens und David Bowies „Under ­Pressure“, klingt der Song wie eine Hommage an seine schmutzig-schöne Wahlheimat.

Otto von Bismarck, bürgerlich Ottmar Seum, ist dabei ein viel zu wenig gewürdigter Musiker aus dem Berliner Underground. Einst gründete er mit Caspar Brötzmann die Band The Bonkers, später spielte er bei den Space Cowboys und mischte bei Two Chix & A Beer mit.

„Zu viele Erinnerungen“ ist sein erstes Soloalbum, es kommt housig, gechillt und Easy-Listening-mäßig daher, in den Texten erzählt er lakonische, melancholische, aber immer lebensbejahende Alltagsstorys – besonders in Lovesongs wie „Leichtes Spiel“ oder „Irrsinnig komisch“.

Immer wieder lässt Otto von Bismarck Zitate aus der Popwelt aufploppen, der Titeltrack „Zu viele Erinnerungen“ etwa weckt – ja – Erinnerungen an „Owner of a Lonely Heart“ von YES. Der Song ist eine Art Coming-of-Age-Song eines Ü60ers, ein Rückblick auf Lügen, Lieben und Intrigen, auf den Funk der 70er, auf den Punk der 80er, auf Moden, die kommen und gehen – und die wiederkommen. Als Hö­re­r:in kann man nur hoffen, dass das noch nicht alle Erinnerungen Otto von Bismarcks waren. Jens Uthoff

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