berliner szenen: Auf die „Goldene Zukunft“
Mit einem Stück Geburtstagskuchen, auf dem zwei Kerzen brennen, wartet sie auf mich auf ihrem Balkon. Die Sonne scheint am späten Nachmittag über Tomaten, Salat und Kräuter, die in Blumentöpfen Richtung Hinterhof schauen. Wir hatten beide im Juli Geburtstag, konnten uns aber wegen Covid nicht sehen und feiern im August zusammen nach. Wir sitzen auf gemütlich gepolsterten Sesseln und können die Beine und nackten Füße vor uns ausstrecken. „Heute war ein Sessel-Tag“, erzählt sie mir und lächelt mit ihren tiefen Grübchen, die ich sehr mag. Sie hat einen Sessel online verkauft und sich einen neuen angeschafft.
Wir haben Geschenke füreinander. Ihre sind in orangefarbenes Papier, meine in beiges eingewickelt. Blümchen und Karten gehören bei uns beiden dazu. Erdbeeren und Lerchen, ein traditionelles Marzipangebäck aus Leipzig, stehen auch auf dem sommerlichen Tisch.
Während wir noch Kaffee kochen, schaue ich mich in ihrem Zimmer um und entdecke neue Bücher in der Bibliothek und Bilder an den Wänden. Vor einem Jahr war ich das letzte Mal bei ihr, auch für ihren Geburtstag. Damals hatten wir geplant, ein Picknick auf der Bethanien-Wiese zu machen, aber das Wetter war schlecht, und wir trafen uns bei ihr. Später wurde das Wetter wieder besser, und einige der Gäste begleiteten sie ins Freiluftkino gegenüber. Der Film war traurig, und wir bereuten es ein wenig, ihn gesehen zu haben.
An diesem Augustsonntag haben wir ebenfalls vor, ins Kino zu gehen, ins Neue Zukunft Kino am Ostkreuz. Wir schieben unsere Räder über den Görlitzer Park und die Treptower Brücke dorthin. Als wir ankommen, haben wir sogar noch Zeit, um etwas im Garten zu trinken. „Goldene Zukunft“ heißt das Hausbier. Wir finden es schön und bestellen gleich zwei davon. Luciana Ferrando
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