berliner szenen: Nacht in der Warschauer Straße
Es muss eine Weile her gewesen sein, als ich das letzte Mal an der Warschauer Straße war, denn damals gab es den „Amazon-Tower“ noch nicht. Vielleicht deshalb kommt er mir in dieser Nacht wie ein Koloss vor, der die Stadt von oben aus der Dunkelheit beobachtet. Das Licht brennt nur auf zwei der 36 Etagen. Auch manche Gebäude in der Schlesischen Straße sind mir fremd. Sie erinnern mich in den winterlichen Nebeln an futuristische Filme. Gegenüber treffen wir uns zu dritt in einer Cocktailbar. Es war eine spontane Idee von mir und ich war überrascht, dass alle Freundinnen Lust darauf hatten.
In der Kneipe sind die Gäste schick angezogen. Mit Drinks in der Hand erzählen wir uns über unsere Silvesternacht und strahlen. Später laufen wir zum RAW-Gelände, wo eine „Girls-Party“ stattfindet und N. und D. auf uns warten. Bei der Partylocation denkt man an Industrieromantik. Der Backsteinbau schaut über die Schienen, dahinter Bahnhofsgebäude.
Als wir ankommen, möchte N. gleich wieder gehen, denn die Musik gefällt ihr gar nicht. Ich kann es nachvollziehen: Ich hätte bei der düsteren Kulisse eher an Techno und nicht an Pop und Reggaeton gedacht. D. sagt, dass ihr „die schönen Frauen“ reichen, um zufrieden zu sein. M. ist die Einzige, die zu den poppigen Liedern, mit geschlossenen Augen und einem Lächeln im Gesicht, tanzt. B. ist unentschieden. „Na ja“, meint sie und geht raus, um neben dem Pool zu rauchen.
Später verabschieden wir uns und es geht nach Pankow, Wedding, Wilmersdorf. Ich fahre nach Neukölln mit der U-Bahn und auch das habe ich um 5 Uhr morgens seit Langem nicht gemacht. Die Stille des Wagens wird nur durch einen Straßenzeitungsverkäufer unterbrochen. „Happy New Year“ wünscht er allen, die halb schlafend in der U1 sitzen. Luciana Ferrando
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen