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berliner szenenVolkan T. ist jetzt das Heidi

Ich habe „das Heidi“ gesehen. An einem Herbstnachmittag in der Kollwitzstraße in Prenzlauer Berg. Ich bin in dieses kleine Theater gegangen, das sich trotzig „Theater ohne Namen“ nennt. Dort sollte „das Heidi“ gespielt werden. In meinem Kopf waren alte Heidi-Bilder aus der japanischen Zeichentrickserie, die ich als Kind geliebt habe und bis heute mag. In meiner absoluten Lieblingsszene kugelt das Energiebündel Heidi mit großen Augen jauchzend die Alm hinunter.

Aber in „das Heidi“ soll es ernst zugehen. Das ist hängen geblieben beim Überfliegen der Infos auf der Webseite des Theaters. Nun sehe ich vor mir ein weißes Bühnen-Kissenreich und höre hinter mir eine angeregte Unterhaltung. Rapper Volkan T. schält sich aus den Zuschauern heraus. Bullig, untersetzt, die Arme stark behaart und Tattoos überall. Über seinem schwarzen Trikot weht ein hauchdünner weißer Spitzenstoff. Volkan T. ist „das Heidi“.

Ich bin begeistert von diesem Heidi, das sich nicht erklärt. Das einfach nur ist. In mir wallen Glückshormone, weil Volkan T. sein Heidi mit so viel Poesie umgibt. Er steht da wie ein Fels in der Brandung, und trotzdem denke ich, er könnte auch gleich wegfliegen.

Ich habe mich als Kind total mit der Zeichentrick-Heidi identifiziert. Und jetzt kommt da ein neues Heidi, in dem die/das „alte Heidi“ weiterlebt. Dass Volkan T. das geschafft hat, grenzt für mich an Magie. In seinen „Heidi“-Augen finde ich die Unvoreingenommenheit, für die Heidis Persönlichkeit steht, und in seiner Stimme ist – und er braucht sie nicht wirklich zu verstellen – Heidis unaufgesetzte Aufrichtigkeit. Wenn ich jetzt an Heidi denke, habe ich immer zwei Heidis vor mir. Das kleine quirlige Zeichentrickmädchen und Volkan T. Sein rundes Mondgesicht wird eingerahmt vom weißen Rüschenkranz. Katja Kollmann

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