berliner szenen: Bürgerkinder und Jungnazis
Die adretten jungen Bürgerkinder vor dem Auswärtigen Amt wirken wie angeklebt, zumindest sieht es im ersten Moment so aus, weil sie optisch der Last Generation ähneln, und skandieren im Sitzen: „Free Palestine from German guilt“. Sie sind aber doch nicht geklebt, nur lose gelagert, somit schnell und rückstandsfrei zu entfernen. Rote Bäckchen künden von herbstlicher Abendkälte und dem Sendungseifer der propalästinensischen Architektinnentöchter.
Das ist zumindest ein Mentalitätsunterschied; Der Holocaust scheint bei der jüngeren Generation nun auch in Deutschland irgendwie out zu sein, während die britische BDS-Bande um Laurie Penny und Co. super angesagt ist. Das ist auch eine Stilfrage. Deutsche Geschichte ist doch sentimentaler Boomerkram. Schnee von vorgestern, Schwamm drüber. Dieser Hiller, oder wie der hieß, ist immerhin schon länger tot als Uromi. Das Einzige, was man ihm nicht vergessen sollte, ist die Sache mit den Autobahnen, wegen CO2. Und die Hamas, das sind doch im Grunde auch Antifaschisten. Und Postfeministen. Sie können es nur nicht so zeigen; das Toxische müsste eventuell noch weg. Es wirkt wie zwei Seiten ein und derselben Medaille: Hier die „postkolonialen Antiimperialisten mit transgenerationellem Sturmbannführerurenkeltrauma“ (frei nach Alexander Estis), dort die Altersgruppe, die bei den jüngsten Landeswahlen die meisten AfD-Wählenden stellte. Was Bürgerkinder und Jungnazis eint: Von deutscher Schuld wollen sie nicht nur nichts wissen, sie wissen auch nichts von ihr.
Ein anderes Bild gibt die Demo gegen Antisemitismus ab. Hier laufen hauptsächlich Ältere mit, und alles in allem weniger Teilnehmer als erhofft. Vielleicht auch, weil kaum mehr jemand Juden persönlich kennt? Gibt ja auch so wenige in Deutschland. Keine Ahnung, woran das liegt. Uli Hannemann
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